Bindungsproblem

 

[engl. attachment problem], [WA], bez. die Frage, wie räumlich (und partiell zeitlich) verteilte neuronale Signale zu zus.hängenden Objekten und Ereignissen integriert und als solche wahrgenommen werden können. Anschaulich lässt sich das Bindungsproblem an der Wahrnehmung visueller Objekte verdeutlichen (visuelle Wahrnehmung). Das menschliche Gehirn basiert wesentlich auf dem Prinzip verteilter Codierung. Bspw. werden Farbe, Form und Bewegung unabhängig von den Objekten, zu denen sie gehören, in unterschiedlichen kortikalen Arealen encodiert. Aus dieser verteilten Repräsentation ergibt sich das Bindungsproblem: Wie werden gleichzeitig aktivierte Farben, Formen und Bewegungen wieder zu kohärenten Objekten integriert? Bei der Darbietung eines roten Kreises und eines gelben Dreiecks werden bspw. die Farben Rot und Gelb sowie die Formen Dreieck und Kreis neuronal abgebildet. Ohne einen Bindungsmechanismus wäre es denkbar, dass ein gelber Kreis und ein rotes Dreieck wahrgenommen werden. Ein physiol. Ansatz zur Lösung des Bindungsproblems ist das Prinzip der zeitlichen Synchronisation. Es wird davon ausgegangen, dass die Informationen verteilter Neuronenverbände über die zeitliche Synchronisation ihrer Nervenimpulse integriert werden (wichtig ist hier, dass sich die Synchronisation nur auf das Muster der Nervenimpulse bezieht und nicht bedeutet, dass die Neurone zur selben Zeit feuern). Evidenz für das Prinzip der zeitlichen Synchronisation fand sich bes. durch Einzelzellableitungen an Tieren und elektrophysiol. Studien an Menschen (Engel & Singer, 2001). Ein behavioraler Ansatz unterstreicht die Bedeutung der Aufmerksamkeit für die Bindung von Merkmalen. Die Merkmalsintegrationstheorie (Treisman & Gelade, 1980) postuliert räumliche Aufmerksamkeit als Voraussetzung für die Integration von zunächst präattentiv verarbeiteten Einzelmerkmalen. Die Integration beider bedarf weiterer Forschung.

Referenzen und vertiefende Literatur

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