Bindungsqualität
[engl. attachment pattern; lat. qualitas Beschaffenheit, Eigenschaft], [EM, EW, PER], bezeichnet die spezif. Form der Bindungsorganisation des Kindes in Interaktion mit einer Bindungsperson. Die Bindungsqualität wird i. d. R. in Trennungs- und Wiedervereinigungssituationen erfasst, z. B. im Säuglings- und Kleinkindalter in der Fremden Situation (Fremde Situation oder Fremde Situations Test (FST)). Als Kriterien dienen das Bindungsverhalten und das Explorationsverhalten des Kindes vor allem in den Wiedervereinigungssituationen. Eine sichere Bindungsqualität im FST ist gekennzeichnet durch den zur Bindungsperson gerichteten Ausdruck neg. Emotionen, durch Kontaktaufnahme mit der Bindungsperson oder direktem Bindungsverhalten sowie nachfolgender erneuter Exploration. Eine sichere Bindungsqualität ist somit beobachtbarer Ausdruck einer effektiven sozialen Emotionsregulation. Eine unsicher-vermeidende Bindungsqualität zeigt sich bei Rückkehr der Bindungsperson in der Kontrolle des neg. Emotionsausdrucks und Lenkung der Aufmerksamkeit weg von der Bindungsperson hin zur Exploration von Spielsachen ohne eigenständige Kontaktaufnahme. Physiol. Parameter zeigen jedoch die hohe Belastung durch den FST. Eine unsicher-vermeidende Bindungsqualität ist beobachtbarer Ausdruck einer ineffektiven indiv. Emotionsregulationsstrategie (Emotionsregulation im Kindesalter, Entwicklung) des Kindes. Eine unsicher-ambivalente Bindungsqualität zeigt sich im widersprüchlichen Wechsel von Bindungsverhalten und Kontaktwiderstand gegenüber der Bindungsperson, sodass das Kind sich nicht beruhigt und nicht mehr exploriert. Eine unsicher-ambivalente Bindungsqualität ist beobachtbarer Ausdruck einer ineffektiven sozialen Emotionsregulationsstrategie des Kindes.