Boas, Franz

 

(1858−1942), [HIS, SOZ], Franz Uri Boas war ein dt.-amerikanischer Ethnologe. Er entstammte einer dt. Familie mit jüdischer Tradition. Boas studierte in Heidelberg, Bonn und Kiel Physik. Beeinflusst wurde er aber auch durch Wilhelm Wundt und dessen Völkerpsychologie. Ergebnisse seiner Arktisexpedition verwertete Boas zur Habilitation, 1885 wurde er Privatdozent in Bonn. Von 1886 bis 1887 unternahm er eine Expedition nach British Columbia. 1886 übersiedelte Boas in die USA; nach seiner Heirat 1887 nahm er die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Boas hatte in den USA versch. leitende Funktionen. Er gilt als Begründer der Kulturanthropologie (cultural anthopology), die durch Ruth Benedict, Margaret Mead, Alfred Kroeber, Edward Sapir und andere Mitglieder der Boas-Schule führende Bedeutung auch für die Ps. erlangte. Seine Forschung brachte ihn schon früh zur Ablehnung der Theorie von «reinen» Rassen. Mit seiner Vorstellung von einer kult. Relativität wandte sich Boas gegen die in seiner Zeit vorherrschende Auffassung von Hierarchien kult. Entwicklung mit westlichen Kulturen an der vermeintlichen Spitze.