Borderline-Störung

 

[engl. borderline (personality) disorder; borderline Grenzlinie], [KLI], obgleich Freud (schon 1925 die Bez. Borderline (Borderline-Pat.) für die «Grenzfälle», d. h. die «zw. den Neurosen und den Psychosen» stehenden Krankheitsbilder aufgegriffen hat, kommt nach vielfältigen Begriffen wie Als-ob-Persönlichkeiten, Identitätsstörungen, narzisstische Neurosen u. a. die Bez. Borderline-Störung erst neuerdings zur Anerkennung als Krankheitsbild sui generis (O. Kernberg, Christa Rohde-Dachser). In der ICD-Klassifikation ist die Borderline-Störung erst ab der 9. Revision aufgenommen. Grob gefasst handelt es sich um eine Persönlichkeitsstörung, die durch ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in zw.menschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie von deutlicher Impulsivität gekennzeichnet ist. Borderline-Probleme werden mit tiefenpsychol. Verfahren (Tiefenpsychologie), Gesprächspsychotherapie und kogn. Verhaltenstherapie behandelt. Die Tendenzen zu selbstschädigendem Verhalten (selbstverletzendes Verhalten), die Probleme im Umgang mit Affekten und zw.menschlichen Beziehungen führen in Therapien mit Borderline-Pat. oft zu Schwierigkeiten. Wie bei anderen Persönlichkeitsstörungen sind eine längere Zeitperspektive und gute Supervision erforderlich. Weil es umgekehrt verlockend sein kann, Probleme in Psychoth. (fehlender Fortschritt, Beziehungsprobleme, Misserfolg, psychotherapeutischer) mit dem angeblichen Vorliegen einer Borderline-Störung zu «erklären», kommt einer sorgfältigen Diagnostik bes. Bedeutung zu. In der Therapie, etwa nach Linehan (1993), ist es bes. wichtig, weitere Selbstschädigungen zu verhindern, das Selbstwertgefühl zu fördern und Kompetenzen im Umgang mit Affekten und Mitmenschen aufzubauen. Die Beschäftigung mit oft vorhandenen Missbrauchserfahrungen (Missbrauch) erfolgt erst nach einer ausreichenden Stabilisierung. Empirische Wirksamkeitsbelege liegen für versch. Therapieansätze vor. Die (selbsterfüllende) Annahme, Borderline-Pat. seien kaum zu behandeln, wurde durch eine etwas optimistischere Haltung abgelöst und viele Behandlungsprobleme als Folge eines unzureichenden therap. Zuganges erkannt.

Referenzen und vertiefende Literatur

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