Chronometrie

 

[engl. chronometry; gr. χρόνος (chronos) Zeit, μέτρον (metron) Maß] , [DIA, KOG], allg.: Lehre von der Zeitmessung, in der Ps. i. d. R. mentale Chronometrie: Lehre von der Messung des Zeitbedarfs mentaler Prozesse. Grundlegend für die mentale Chronometrie ist die Messung von Reaktionszeiten. Aus dem Muster von Reaktionszeiten bei unterschiedlichen Aufgabenvarianten sind Rückschlüsse auf die beteiligten mentalen Prozesse möglich. Die Rückschlüsse erfordern theoretische Annahmen, auch wenn diese nicht immer offensichtlich sind. Geläufig sind die Donders’sche Subtraktionsmethode oder die Sternberg’sche Additive Faktorenmethode (additive factor method) (Sternberg-Paradigma). In beiden Fällen wird eine Abfolge mentaler Prozesse angenommen, die um einen Prozess erweitert oder vermindert werden kann oder bei denen die Zeitdauer gleicher oder unterschiedlicher Prozesse durch exp. Faktoren verändert wird. Bes. beeindruckend sind Befunde, nach denen der benötigte Zeitbedarf linear (oder zumindest monoton) mit einer exp. Variablen ansteigt, z. B. die Zeit für das Wiedererkennen kurzzeitig behaltener Items bei zunehmender Itemzahl (Sternberg-Paradigma) oder die Zeit für das Vergleichen sukzessiv dargebotener geometrischer Figuren bei zunehmendem Drehwinkel der zweiten Figur relativ zur ersten (mentale Rotation). Häufig sind Methoden der mentalen Chronometrie auf mittlere Reaktionszeiten beschränkt. Daneben gibt es aber eine Anzahl weit entwickelter Modelle mentaler Prozesse, die nicht nur Vorhersagen für Mittelwerte erlauben, sondern für Reaktionszeitverteilungen. Zu diesen stochastischen Modellen zählen bspw. Wettlaufmodelle, Akkumulator-Modelle, Random-Walk-Modelle und Diffusionsmodelle.