Dissemination
[engl. dissemination; lat. disseminare aussäen], [GES], bedeutet wiss. Erkenntnisse für das Interventionshandeln im naturalistischen Setting verwertbar zu machen. Dissemination ist Gegenstand der Translationsforschung. Das National Institute of Health (NIH) der USA unterscheidet Implementierungs- und Disseminationsforschung. Implementierungsforschung untersucht in interdisziplinären mixed-method-Zugängen, ob eine Intervention unter Alltagbedingungen wirkt. Disseminationsforschung sucht nach geeigneten Medien, Informationsformaten und -strategien, die Akteure in der Praxis motivieren und befähigen, wiss. fundiert zu agieren (Alltagstauglichkeit). Das tun sie, wenn das Wirkmodell der Intervention auf evidenten Erkenntnissen basiert (Evidenzbasierung), unerwünschte Nebenwirkungen kontrolliert werden, das Vorgehen ethisch reflektiert erfolgt und bedarfsgerecht jene Personen adressiert werden, die der Intervention bedürfen (zielgruppengerecht und maßgeschneidert). In der klin.-med. Praxis werden zwei Übersetzungsschritte unterschieden: (1) vom Labor an das Bett (from bench to bedside) und (2) vom Bett in die tägliche Versorgungspraxis (from bedside to community). Anders als im „Labor“ und im klin. und versorgenden Setting sind Interventionen im naturalistischen Umfeld (naturalistische Forschung) kompliziert und komplex. Die reduktionistische Vorgehensweise einer randomisierten und doppelt verblindeten Studie (randomisierte kontrollierte Studie), die als meth. Goldstandard für den Nachweis von Evidenz gilt, ist im naturalistischen Umfeld wenig geeignet, um Alltagswirksamkeit und -tauglichkeit nachzuweisen. Das Vorgehen in der Implementierungs- und Disseminationsforschung nutzt daher auch ambulantes Assessment und partizipative Forschungsmethoden. Betont wird die externe oder ökologische Validität. Partizipative oder transformative Forschungsansätze machen Praxisakteure zu Co-Forschenden (etwa im Reallabor-Ansatz).