Dopamin, dopaminerges System

 

[engl. dopamine, dopaminergic system; gr. ἔργον (ergon) Wirken], [BIO, PHA], darunter wird die Gesamtheit der Dopamin zur Ausschüttung verwendenden Neurone bez. Der zu den Monoaminen zählende, strukturchemisch dem Noradrenalin ähnliche Neurotransmitter wird aus den Aminosäuren L-Tyrosin (bzw. dessen Vorstufe L-Phenylalanin) in dopaminergen Nervenzellen über die Zw.stufe (welche noch die Blut-Hirn-Schranke durchquert und deshalb als Medikament wirkungsvoll verabreicht werden kann) synthetisiert – ein weiterer Schritt führt in noradrenergen Neuronen zum Botenstoff Noradrenalin. Das in den Spalt ausgeschüttete Dopamin wird bereits dort (in wohl eher geringem Maße) durch das Enzym COMT (Catecholamin-O-Methyltransferase) zerlegt, zu einem größeren Teil durch Carrierproteine (Dopamintransporter) in die präsynaptische Zelle zurücktransportiert; dort wird es teils wieder zur baldigen Ausschüttung in die Vesikel eingelagert, teils durch das (intrazellulär lokalisierte) Enzym MAO = Monoaminooxidase abgebaut. Für Dopamin kennt man fünf versch. Typen von Bindungsstellen (als D1–D5-Rezeptoren bez.). Spez. die älteren Neuroleptika (klass. Antipsychotika) üben ihre Wirkung durch Blockade hauptsächlich von D2-Rezeptoren aus – die atypischen Antipsychotika blockieren oft ebenfalls D2-Rezeptoren (manche auch andere Dopaminrezeptoren), zudem den 5-HT2A-Rezeptor.

Dopamin-agonistisch (d. h. die Übertragung an dopaminergen Synapsen verstärkend) wirken u. a. der Dopaminpräkursor L-Dopa, die die Dopaminwiederaufnahme hemmenden Substanzen Kokain und Methylphenidat (z. B. Ritalin®), Amphetamin und Methamphetamin (hauptsächlich wohl durch Förderung der präsynaptischen Ausschüttung), MAO-Hemmer (spez. die nicht selektiv die Unterform MAO-A blockierenden Substanzen) sowie diverse D2-Rezeptoren stimulierende Substanzen, die zur Behandlung der Parkinson-Krankheit und beim Restless-Legs-Syndrom eingesetzt werden. Psychopharmakol. relevante Dopaminantagonisten sind lediglich die erwähnten Antipsychotika.

Dopaminerge Nervenzellen befinden sich im Bauchbereich (wo sie u. a. für die Magen-Darm-Aktivität sowie für die Nierendurchblutung von Bedeutung sind). Weiter enden dopaminerge Neurone in der Area postrema des Hirnstamms (dem Brechzentrum); ihre Stimulation durch Dopamin oder Dopaminagonisten führt zum Erbrechen, ihre Blockade (bspw. durch niedrig dosierte Neuroleptika) zu einem antiemetischen Effekt, also zur Unterdrückung des Brechreizes. Unter biopsychol. und psychopharmakol. Aspekten von bes. Interesse sind zentralnervöse dopaminerge Bahnen, so die, welche von der Substantia nigra des Mittelhirns zum Striatum läuft (nigrostriatale Bahn bzw. besser: nigrostriatale Bahnen, da in beiden Hirnhälften zu finden; Gehirn). Ungenügende Anregung des Striatums durch diese Bahnen, sei es bei der Degeneration der Substantia nigra (eigentliche Parkinson’sche Erkrankung), sei es bei Blockade striataler Dopaminrezeptoren, führt zum Parkinson-Syndrom mit den Hauptsymptomen RigorTremor und Akinesie. Letzteres ist als Nebenwirkung der Antipsychotika (spez. der älteren oder klass., in gewissem Maße aber auch der neueren oder atypischen) gefürchtet (neuroleptisch induziertes Parkinson-Syndrom). Biopsychol. weiter von Bedeutung sind dopaminerge Nervenfasern, die vom Mittelhirn zum (im Endhirn gelegenen) Nucleus accumbens ziehen (sog. mesotelenzephales Belohnungssystem); werden die Dopaminbindungsstellen dieses kleinen Kerngebiets stimuliert (bspw. durch die genannten Dopaminagonisten, aber auch durch Stoffe wie Alkohol, CannabisOpioide oder Nikotin, welche indirekt über Aktivierung der dopaminergen Neurone den Nucleus accumbens anregen), resultiert eine euphorische Stimmungslage, während verminderte Dopaminausschüttung oder -anlagerung dort Dysphorie erzeugt (unangenehmer Nebeneffekt spez. der klass. Antipsychotika). Weiter ziehen dopaminerge Neurone vom Mittelhirn ins limbische System (u. a. zum im basalen Frontalhirn gelegenen orbitofrontalen Kortex); ihre Überaktivität (bzw. Überempfindlichkeit der im limbischen System gelegenen Dopaminbindungsstellen) wird mit der Pos.symptomatik der Schizophrenie in Verbindung gebracht, was man nicht zuletzt aus der antipsychotischen Wirkung der best. Dopaminrezeptoren blockierenden Neuroleptika ableitet. Ein bisher nur bedingt verstandenes, jedoch gleichfalls erhebliche biopsychol. Bedeutung besitzendes dopaminerges Subsystem läuft vom Tuber cinereum des Hypothalamus zum Hypophysenstiel (Infundibulum, daher der Name tuberoinfundibuläres System); Aktivierung dieser Bahn unterdrückt die Bildung des auf die Milchproduktion fördernd, auf Libido, Sexualfunktionen und Fertilität hemmend wirkenden Hypophysenhormons Prolactin – das PIH (Prolactin inhibierendes Hormon) ist sehr wahrscheinlich identisch mit Dopamin. So erklärt sich die das Brustwachstum und die Milchproduktion anregende, sexuelle Appetenz und Leistungsfähigkeit dämpfende (nicht seltene) Nebenwirkung von Neuroleptika. Möglicherweise ist auch der sexualstimulierende Effekt von Dopaminagonisten über Beeinflussung des tuberoinfundibulären Systems zu erklären. Dopaminrezeptoren.

Referenzen und vertiefende Literatur

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