Entscheiden, finanzbezogenes
[engl. finance-related decision making], [KOG, WIR], Überlegungen zu finanzbezogenem Entscheiden stellen einen wesentlichen Bestandteil der Finanzpsychologie dar. Dabei stehen Fragen nach Kauf- und Verkaufsgründen, Determinanten von Anlegeverhalten und Sparverhalten oder auch der Ehrlichkeit bei der Steuererklärung (Steuerpsychologie, Steuerhinterziehung) im Mittelpunkt. In dem weiten Feld psychol. Entscheidungsforschung (Entscheiden) bezieht sich finanzbezogenes Entscheiden vorrangig auf den Bereich reflektierter Entscheidungen (Entscheidungen, bei denen versch. zur Verfügung stehende Alternativen wahrgenommen, analysiert und durchdacht werden). Wobei in diesem Kontext nochmals hinsichtlich des Grades an Wissen bzgl. Alternativen, deren Konsequenzen sowie deren Eintrittswahrscheinlichkeit unterschieden werden kann (Entscheiden unter Unsicherheit). Als zentrale Entscheidungstheorien des finanzbezogenen Entscheidens können die SEU-Theorie (Kalkulation des subj. erwarteten Nutzens von Alternativen unter Berücksichtigung der Eintretenswahrscheinlichkeit, SEU/SEV) und die Prospect-Theorie (u. a. Annahme einer nicht linearen Wertfunktion als Basis von finanzbezogenem Entscheiden) genannt werden (Erwartung-Wert-Theorien). Als wichtige Grundlage für finanzbezogenes Entscheiden können versch. (Urteils-)Heuristiken (Entscheidungsheuristiken, Urteilen) angesehen werden, v. a. die Verfügbarkeitsheuristik (Schätzung der Auftretenswahrscheinlichkeit eines Ereignisses aufgrund der Leichtigkeit, mit der es aus dem Gedächtnis abgerufen oder neu generiert werden kann), die Repräsentativitätsheuristik (Einordnung eines Ereignisses oder Objekts in die Kategorie, deren Prototyp es am meisten ähnelt) sowie die Ankerheuristik (Annäherung eines geschätzten Wertes an einen best. anfänglichen Vergleichswert). Des Weiteren kann finanzbezogenes Entscheiden auf Basis bisheriger Verläufe und Entscheidungen erklärt werden (sunk-cost effect) – ein Phänomen, das auch bei sog. Reallokationsentscheidungen (warum Projekte, in die bereits größeren Mengen an Geld geflossen sind, mit größerer Wahrscheinlichkeit fortgesetzt werden) sowie im Kontext des sog. eskalierenden Commitments (erhöhte Bindung an verlustreiche Handlungen) bzw. entrapments (Festhalten an fehllaufenden Handlungen) beobachtet werden kann.