Essstörungen, Psychopharmakotherapie
[engl. eating disorders, psychopharmacotherapy], [KLI, PHA], es gibt mehrere Cochrane Reviews zur Pharmakotherapie bei Bulimia nervosa. Dabei gibt es Hinweise auf günstige Wirkungen von SSRI (selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern) und SSNRI (selektiven Serotonin- und Noradrenalinwiederaufnahmehemmern) auf bulimische Symptomatik. Am besten evaluiert ist Fluoxetin. In Dt. ist nur diese Substanz zur Behandlung der Bulimie zugelassen. Dabei zeigen die verfügbaren Studien, dass – anders als in der Depressionstherapie – hohe Dosierungen (60 mg) besser wirksam sind als niedrige (20 mg). Auch die rezidivprophylaktische Wirkung ist belegt, wobei Unklarheit über die notwendige Dauer der Therapie besteht. In mehreren kontrollierten Studien wurde auch die Wirksamkeit des Antikonvulsivums Topiramat hinsichtlich der Reduktion der Zahl von Essanfällen und selbstinduziertem Erbrechen gezeigt. Die Substanz ist in dieser Indikation in Dt. jedoch nicht zugelassen. Pos. Studien liegen auch für andere Antidepressiva (Amitriptylin, Imipramin, Fluvoxamin, Trazodon) vor. Bei der Binge-Eating-Störung liegen ebenfalls die besten Erfahrungen für SSRI, und hier vor allem für Sertralin, vor. Auch hier gilt, dass höhere Dosierungen eine bessere Wirksamkeit aufweisen als niedrige. Topiramat ist, ebenso wie der selektive Noradrenalin-Rückaufnahmehemmer Atomoxetin, auch bei der Binge-Eating-Störung wirksam. Keine der genannten Substanzen ist jedoch in dieser Indikation zugelassen. Neuerdings wurde auch die Wirksamkeit von Lisdexamphetamin gezeigt. Die Zulassung bei Binge-Eating-Störung erfolgte bisher jedoch lediglich in den USA. Zudem wird die Anwendung wegen des Missbrauchspotenzials der Substanz kritisch gesehen. Bei der Anorexia nervosa liegen vier randomisierte kontrollierte Studien mit Olanzapin gegen Placebo, Chlorpromazin und Aripiprazol vor, die die jew. Überlegenheit von Olanzapin zeigen. Auch hier ist die Behandlung jedoch off-label.