Falschinformationseffekt

 

[engl. misinformation effect, postevent information effect], [KOG, RF], bez. das Phänomen, dass Fehlinformation, die zw. dem Encodieren (Encodierprozesse) und dem Abruf eines Ereignisses präsentiert wird, die Erinnerung an das vorausgegangene Ereignis beeinflussen kann. In einem typischen Falschinformations-Experiment werden Teilnehmern zunächst Fotos oder Videos gezeigt und anschließend wird einigen Teilnehmern falsche Information zu dem zuvor gesehenen Material gegeben, anderen nicht. In der Abrufphase machen Teilnehmer in der Experimentalgruppe signifikant mehr fehlerhafte Angaben als die Kontrollgruppe, weil sie die fehlerhaften Informationen in ihre Erinnerung an das gesehene Material integrieren. In einer einflussreichen Untersuchung demonstrierten Loftus et al. (1978), dass nachträgliche Fehlinformation auch einen Effekt auf zentrale Details hat (in diesem Fall, ob in einer Diaserie über einen Unfall ein Stopp- oder ein Vorfahrtschild zu sehen war) und damit eine Erinnerung an ein Ereignis regelrecht umbilden kann. Der Falschinformationseffekt wurde in einer Vielzahl von anschließenden Untersuchungen repliziert und es wurde gezeigt, dass nachträgliche Falschinformation die Erinnerung an ein vorausgegangenes Ereignis bes. dann beeinflusst, wenn sie beiläufig, bspw. in Form einer Fragevoraussetzung, präsentiert wird. Eine Zeitlang wurde kontrovers erörtert, ob es bei dem Falschinformationseffekt zu einem Auslöschen oder Überschreiben der ursprünglichen Gedächtnisspur kommt oder ob beide Gedächtnisspuren gleichzeitig existieren, sich jedoch in ihrem Abruf behindern, oder ob der Falschinformationseffekt durch spezif. Antworttendenzen zu erklären ist bzw. als Lückenfüller für nicht existente Erinnerungen an die Originalinformationen fungiert. Mittlerweile wird davon ausgegangen, dass versch. Verläufe möglich sind: Falsche Informationen können in die Erinnerung integriert werden, wenn die Erinnerung an die ursprüngliche Information verblasst ist; die intensive Beschäftigung mit der Falschinformation kann aber auch zu Suggestionseffekten führen, obwohl die Originalinformation zunächst noch gespeichert war (Loftus, 2005).

Referenzen und vertiefende Literatur

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