Feindbildabbau
[engl. reduction of enemy image], [SOZ], aus sozialpsychol. und politikwiss. Forschung ergeben sich die folgenden Strategien zum Abbau von Feindbildern: (1) (Wieder-)Aufnahme von Kontakten auf unterschiedlichsten Ebenen: Individuen, Gruppen, Kommunen, Institutionen, gesellschaftliche Meinungsführer; Beziehungen aufbauen. (2) (Wieder-)Aufnahme einer angemessenen Informationssuche, -verarbeitung und -verbreitung: sich nicht unangemessen von gesellschaftlich dominierenden Quellen und der akt. Deutungshoheit beeinflussen lassen, auch alternative Informationsquellen nutzen, z. B. kritische Massenmedien, Publikationen aus Friedenswissenschaft und -bewegung, relevante und zuverlässige Internet-Quellen. (3) Gemeinsame Aufgaben bzw. Probleme identifizieren, sodass eine Kooperation mit dem «Feind» erforderlich ist, z. B. Friedenssicherung, Bekämpfen von Armut und Umweltzerstörung, Wirtschaft. (4) Relevante Organisationen und Institutionen, Politiker, Wissenschaftler und Prominente nehmen gegen das Feindbild Stellung.
Neben diesen eher pragmatischen Hinweisen gibt es weitergehende Strategien: Sozialisation zu Empathie, Toleranz, Solidarität und Achtung der Menschenrechte (Menschenrechtsbildung); kritischer Umgang mit gesellschaftlichen Grundüberzeugungen, wie u. a. die Überlegenheit der eigenen Kultur, Religion und Gesellschaftsordnung sowie die Überzeugung von der Friedfertigkeit von Rüstung und Militär; die eigene «Sicherheitspolitik» hinsichtlich aggressiver und imperialer Komponenten analysieren. Das Selbstbild der eigenen Gruppe und Nation sollte so differenziert sein, dass auch neg. Anteile wahrgenommen und psych. integriert werden, sodass es weniger erforderlich wird, neue Feindbilder konstruieren zu müssen.