Fertigkeitserwerb

 

[engl. skill acquisition/development], [AO, KOG, PÄD], Fertigkeitserwerb bezieht sich auf Verhaltensänderungen (Verhalten), die das Resultat längerfristiger Übung (Üben, Übung) darstellen. Es kann sich sowohl um motorische (Motorik, z. B. Fahrradfahren) als auch um kogn. Fertigkeiten (Kognition, z. B. Rechnen) handeln. Zentral ist die mit zunehmender Übung zu beobachtende Automatisierung der Tätigkeit. Theorien der frühen 1970er- und 1980er-Jahre gingen von der sog. Zwei-Prozess-Annahme aus (z. B. Shiffrin & Schneider, 1977). Diese postuliert eine klare Dichotomie zw. kontrollierter (ungeübter) und automatischer (geübter) Handlungsausführung auf der Basis der Ressourcen-Abhängigkeit: Kontrollierte Verarbeitung ist langsam und kapazitäts- und intentionsabhängig (Intention), während automatische Verarbeitung als schnell, parallel (kapazitätsunabhängig) und intentionsunabhängig betrachtet wurde. Seit Mitte der 1980er-Jahre wird diese strenge Dichotomie infrage gestellt. Wesentliche Einwände stammen aus der neueren Aufmerksamkeitsforschung, die zunehmend von der Kapazitätssichtweise der Aufmerksamkeit abwich (z. B. Neumann, 1984). Entsprechend wird in aktuellen Theorien zum Fertigkeitserwerb auf die strenge Annahme der Aufmerksamkeitsunabhängigkeit verzichtet. Wesentlicher Unterschied zw. ungeübten Handlungen und Fertigkeiten ist, dass Erstere eine Abfolge von Verarbeitungsschritten zw. Reiz und Reaktion erfordern, während bei Letzteren einzelne Verarbeitungsschritte bis hin zum direkten Gedächtnisabruf (Abruf) der finalen Reaktion zus.gefasst sind (single-step direct-access, Newell & Rosenbloom, 1981, Instanzenmodell der Automatisierung, Logan, 1988). Die Reduktion der Verarbeitungsschritte bedingt die raschere Aufgabenbearbeitung und die geringere Beanspruchung kogn. Ressourcen. Zusätzlich wird die Verarbeitung der Information selektiver (Haider & Frensch, 1996, Haider & Frensch, 2002).

Referenzen und vertiefende Literatur

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