Fleck, Ludwik
(1896−1961), [HIS, PHI], Mediziner, Biologe und Wissenschaftstheoretiker polnisch-jüdischer Herkunft, im galizischen Lemberg geb. (damals Habsburger Monarchie, ab 1918 wieder polnisch, Lwów), Studium der Med. in Lemberg und Wien; Forschungsinteressen in der Bakteriologie und Serologie, Publikation von Forschungsergebnissen u. a. in dt. med. Zeitschriften, wechselnde Tätigkeiten an Kliniken bzw. in einem von ihm begründeten bakteriologischen Laboratorium. Mit dem Angriff Dt. auf das inzw. russisch besetzte Lemberg 1941 gerät Fleck in das Ghetto und dann in das KZ Buchenwald, das er überlebt; Rückkehr nach Polen, Habilitation 1946 in Breslau, Forschungs- und Leitungsfunktionen in Warschau und Lublin, dann 1956 Übersiedlung nach Israel. Für die Ps. ist Flecks Buch zur Entstehung und Entwicklung einer wiss. Tatsache (1935) von Interesse, weil hier – Jahrzehnte vor Thomas Kuhn – auf die Bedeutung der Wissenschaftlergruppen (Denkkollektive) und die gruppendynamischen Prozesse in diesen Gruppen aufmerksam gemacht wird. Die sog. Denkstile in diesen Gruppen beruhen nach Flecks Beobachtungen z. T. auf unbewiesenen und unbewussten (aber möglicherweise falschen) Annahmen.