Gedächtnis, implizites
[engl. implicit memory], [KOG], ist ein deskriptives Konzept, das verwendet wird, wenn frühere Erfahrungen das Verhalten bei einer Aufgabe beeinflussen, deren Bewältigung keine beabsichtigte oder bewusste Erinnerung dieser Erfahrungen erfordert. Demgegenüber bezieht sich das explizite Gedächtnis auf die beabsichtigte und bewusste Nutzung früherer Erfahrungen. Bei impliziten
Gedächtnisaufgaben werden Nachwirkungen spezif. Erfahrungen erfasst, ohne einen Bezug zu einer Lernepisode (Lernen) herzustellen. Eine Aufgabe, wie z. B. Wörter identifizieren, soll so gut und/oder schnell wie möglich ausgeführt werden. Ein Effekt des impliziten
Gedächtnis zeigt sich darin, dass alte Wörter aus einer vorgeschalteten Phase des Versuchs (der Lernepisode) häufiger und/oder schneller korrekt identifiziert werden als vergleichbare neue Wörter. Praktisch jede Aufgabe, die von früherer Erfahrung profitiert, eignet sich als impliziter
Gedächtnistest. Implizites
Gedächtnis zeigt sich z. B. auch im schnelleren Wiederlernen von Informationen, selbst wenn man sich an das erste Lernen überhaupt nicht erinnern kann. Bemerkenswert sind weitgehend normale Effekte des impliziten
Gedächtnis bei organischen Amnesien, kaum alterskorrelierte Unterschiede sowie Effekte nach Anästhesie. Strittig ist allerdings, ob die beobachteten Unterschiede zw. i. und expliziten Gedächtnisleistungen i. S. funktional unterschiedlicher Gedächtnissysteme interpretierbar sind. In diesem Zus.hang wird diskutiert, ob das implizite
Gedächtnis (bzw. explizite Gedächtnis) dem nondeklarativen (bzw. deklarativen) Gedächtnis gleichzusetzen ist. Das implizite
Gedächtnis ist auch von erheblicher Relevanz im Alltag, da hier das Gedächtnis häufig als Hilfsmittel zur Bewältigung von Aufgaben wie der Abgabe von Präferenzurteilen dient. Auch neg. Effekte sind möglich, wenn etwa eine Person der festen Überzeugung ist, einen neuen Song komponiert zu haben, sich aber tatsächlich nur an einen zuvor gehörten erinnert.