Gegenübertragung

 

[engl. countertransference], [KLI], die unbewussten Reaktionen des Therapeuten auf den Pat. und dessen Übertragung werden in der Psychoanalyse als Gegenübertragung bez. (Laplanche & Pontalis, 1972). Nach Freud ergibt sich aufgrund des Einflusses des Pat. auf die unbewussten Gefühle des Psychoanalytikers die Notwendigkeit der persönlichen Analyse, um Beschränkungen der Behandlung durch eigene Widerstände zu beseitigen. Während Freud die Übertragung zunächst als Widerstand gegen die Behandlung betrachtet, erkennt er sie später als wichtiges Hilfsmittel jeder Analyse an. In seiner Konzeptualisierung der Gegenübertragung bleibt er jedoch bei der Annahme eines Behandlungshindernisses, das die Möglichkeiten der Behandlung begrenzt, indem sie dem Ideal des Analytikers als obj. Beobachter widerspricht. Mit der zunehmenden Betonung der Bedeutung der intersubj. Beziehung zw. Pat. und Analytiker ist der Begriff der Gegenübertragung nach Freud verstärkt in den Fokus der psychoanalytischen Theorie und Praxis gerückt. Im Zuge des Wandels von einer Ein-Personen-Ps. über die Objektbeziehungstheorie (z. B. Paula Heimann) hin zu einer bifaktoriellen, intersubj. Zwei-Personen-Ps. kommt der Gegenübertragung eine zentrale Bedeutung für das Verständnis der Behandlung zu (Thomae, 2001). Die Gegenübertragung wird dabei als wichtiges Instrument für das Verständnis der Übertragung des Pat. betrachtet. Laplanche und Pontalis unterscheiden entspr. drei Variationen zum Umgang mit der Übertragung: (1) die möglichst umfassende Reduktion der Gegenübertragung durch persönliche Analyse, (2) die weitgehende Kontrolle der Gegenübertragungsreaktion in gleichschwebender Aufmerksamkeit, (3) die Gegenübertragung als Hilfsmittel durch Deutung eigener Emotionen. Letztere beschreibt die Abwendung von einem intrapsych. Modell der Übertragung/Gegenübertragung und fokussiert die intersubj. Interaktion zw. zwei Personen und ihrem Unbewussten. In Übertragung und Gegenübertragung verdichten sich die zentralen lebensgeschichtlichen Zus.hänge des Pat.

Referenzen und vertiefende Literatur

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