Gemelli, Agostino

 

(1878–1959), [HIS, KLI, AO]. Der ital. Psychologe und Arzt Agostino Gemelli wurde als Edoardo Gemelli in Mailand geb. Er studierte Med., leistete Militärdienst und trat 1903 in den Franziskanerorden ein, wodurch er Priester wurde und den Namen Fra Agostino erhielt. Die Promotion in Philosophie erfolgte 1911 an der Universität von Lüttich. Gemelli studierte dann bei Oswald Külpe in Bonn und München und bei dem Wundt-Schüler Friedrich (Federico) Kiesow (1858–1940) in Turin, wo Gemelli von 1914–1922 tätig war. Gemelli war 1921 Mitgründer der Katholischen Universität vom Heiligen Herzen (Università Cattolica del Sacro Cuore), deren erster Rektor er wurde.

Gemelli lehnte den Behaviorismus, aber auch die Gestaltpsychologie ab, betonte dagegen eine «subj. Ps.» [ital. soggettività]. In den dreißiger und vierziger Jahren war Gemelli der führende ital. Psychologe, der als Theologe, Psychologe und Offizier der ital. Luftwaffe Kompromisse suchte zw. dem katholischen Dogma, der faschistischen Politik seiner Zeit und der von der Katholischen Kirche bis nach dem Zweiten Weltkrieg abgelehnten Psychoanalyse.

Gemelli hat mehrere hundert Veröffentlichungen zu versch. Gebieten wie Wahrnehmung, Sprache und Entwicklung verfasst. Ein weiterer Themenbereich ist die angewandte Ps. mit Arbeiten zur Forensischen Ps., Klin. Ps. und bes. zur Arbeitsmed. und Arbeitsps., wie z. B. zur Eignung von Piloten. Gemelli erhielt mehrere Auszeichnungen. In Rom und Mailand sind Straßen, Plätze und Einrichtungen nach ihm benannt, so die Policlinico Agostino Gemelli nahe der Katholischen Universität vom Heiligen Herzen in Rom.

Referenzen und vertiefende Literatur

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