Gerechte-Welt-Glaube

 

[engl. belief in a just world], [PER, SOZ], das von Lerner (1980) formulierte und in Dt. v. a. von Dalbert (1996) eingeführte Konzept eines Glaubens an eine gerechte Welt beinhaltet die Überzeugung, dass es auf der Welt grundsätzlich gerecht zugeht und dass jeder letzten Endes das bekommt, was er verdient hat. Der Gerechte-Welt-Glaube leitet sich aus dem Wunsch nach Gerechtigkeit ab, der wiederum dem Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle über das eigene Leben entspringt. In einer als gerecht erlebten Welt sind die «Spielregeln» klar, durchschaubar und antizipierbar. Eine ungerechte Welt erschiene dagegen als bedrohlich und unkontrollierbar, da zu befürchten wäre, dass erlittene Nachteile nicht durch ein gerechtes Schicksal oder durch eigenes Handeln ausgeglichen werden. Sowohl das Gerechtigkeitsmotiv als auch der daraus resultierende Gerechte-Welt-Glaube sind als sozialisationsbedingt interindiv. variierende Persönlichkeitsmerkmale konzipiert. In Kombination mit Hilflosigkeitserfahrungen und geringer Selbstwirksamkeit kann ein starker Gerechte-Welt-Glaube dazu beitragen, dass man Opfer abwertet, ihnen eine Mitschuld an ihrem Schicksal zuspricht, Benachteiligungen bagatellisiert oder rechtfertigt (Viktimisierung, sekundäre). Durch diese kogn. Uminterpretation wird kognitive Dissonanz vermieden und der Gerechte-Welt-Glaube sowie die damit verbundene emot. Sicherheit aufrechterhalten. In Kombination mit wahrgenommenen Handlungsmöglichkeiten kann ein stark ausgeprägter Gerechte-Welt-Glaube dazu führen, dass man die Opfer beobachteter Ungerechtigkeit ausgleichend unterstützt, um so Gerechtigkeit wiederherzustellen.

Referenzen und vertiefende Literatur

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