Gerechtigkeit, Gerechtigkeitsprinzip

 

[engl. justice, fairness; lat. justitia], [AO, RF, SOZ, PHI, WIR], Gerechtigkeit ist ein Idealzustand ausgeglichener Interessen ohne Benachteiligung von Einzelnen (Individuum) oder Gruppen. Gerechtigkeit gilt in allen Kulturen als zentraler Wert und Gebot indiv. und kollektiven Handelns. Ihre Bedeutung wurde bereits in der Antike erkannt (Aristoteles). Distributive Gerechtigkeit (Distribution) gewährleistet die faire Verteilung materieller (z. B. Geld) und symbolischer Güter (z. B. Anerkennung). Wichtigste Prinzipien sind Gleichheit (jedem das Gleiche), Leistung (jedem nach seinen Leistungen) und Bedürfnis (jedem nach seinen Bedürfnissen). Retributive Gerechtigkeit regelt die Bestrafung von Vergehen. Verhältnismäßigkeit ist ihr wichtigstes Prinzip. Prinzipien der Verfahrensgerechtigkeit (Konsistenz, Unparteilichkeit, Genauigkeit, Korrigierbarkeit, Repräsentativität, Übereinstimmung mit ethischen Prinzipien) gewährleisten faire Entscheidungsprozesse (Entscheiden). Die Organisationspsychologie verweist auf die Bedeutung interaktionaler Gerechtigkeit (Respekt, Aufrichtigkeit) und informationaler Gerechtigkeit (Bekanntheit relevanter Fakten) für organisationale Fairness. Verstöße gegen Prinzipien der Gerechtigkeit sind die häufigste Ursache sozialer Konflikte. Sie erzeugen moralische Emotionen (moralisches Urteil; Ärger, Empörung, Schuld) und motivieren zur Wiederherstellung von Gerechtigkeit. Auch Rache und Vergeltung erfüllen diese Funktion. Ungerechtfertigte Nachteile im sozialen Vergleich def. einen psych. Zustand der relativen Deprivation (RD), ungerechtfertigte Vorteile einen Zustand der relativen Privilegierung (RP). Beide Zustände sind emot. belastend (RD: Ärger, Empörung; RP: existenzielle Schuldgefühle) und motivieren zu Ausgleichshandlungen (RD: Protest; RP: Wohltätigkeit). Menschen unterscheiden sich in der Stärke ihres Bedürfnisses nach Gerechtigkeit, ihrem Glauben an eine gerechte Welt, ihren Einstellungen zu Prinzipien der Gerechtigkeit und ihrer Sensibilität für Ungerechtigkeit (Opfersensibilität, Beobachtersensibilität, Nutznießersensibilität, Tätersensibilität). Ungerechtigkeitssensibilität.

Referenzen und vertiefende Literatur

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