Gestalt
[engl. gestalt], [WA], ein Ganzes, das zu seinen Teilen in best. Relationen steht. Für die Ps. bedeutsam wurde der Gestaltbegriff durch die Untersuchungen von v. Ehrenfels über Gestaltsqualitäten (Ehrenfels, 1890; Österreichische Schule, Grazer Schule). Für diese gelten die Gestaltskriterien der Übersummativität und Transponierbarkeit. Diese bedeuten, dass z. B. eine Melodie sich nicht aus einer einfachen Zusammenfassung (Summe) ihrer Einzeltöne ableiten lässt, sondern als Neues zu den Elementen hinzutritt. Ferner ist sie von den absoluten Reizwerten (Tönen) unabhängig, denn sie bleibt auch erhalten, wenn diese verändert werden, wie dies geschieht, wenn eine Melodie in eine andere Tonart transponiert wird. Wie Gestaltswahrnehmungen ihrem Wesen nach entstehen, war Gegenstand mehrerer theoret. Erörterungen. Meinong, Benussi, Witasek nahmen einen eigentlich zum sensorischen Vorgang hinzutretenden «außersinnlichen Produktionsvorgang» an, während Köhler und Koffka Gestalt bereits in der Natur der sensorischen Organisation gegeben fanden. Je nach besonderen Auffassungen haben sich aus dem Gestaltbegriff versch. psychol. Richtungen abgeleitet. Die radikalste und bedeutendste ist die 1912 von Wertheimer begründete und gemeinhin als Gestaltpsychologie bezeichnete Berliner Schule. Diese entwickelte eine Gestalttheorie in Form best. physiol. Annahmen (physische Gestalt). Die auf der Produktionstheorie der Gestaltswahrnehmung fußende Grazer Schule wurde von Meinong 1894 begründet (Österreichische Schule). Ebenfalls von dem Gestaltbegriff ausgegangen ist die Leipziger Schule der Ganzheits- und Strukturps. von F. Krueger. Ehrenfels-Merkmale, Gestaltgesetze.