Gestaltkreis
(= G.) [engl. gestalt circle], [KOG, WA], die kreisartige Verbundenheit von Organismus und Umwelt. Dem neurologischen Grundschema des Reflexbogens (Reflexbogen, Reflex) gegenüber betonte die Ps. seit langem die Wechselbeziehung von Aufgabe und Leistung. Reflexapparat und Leistungsapparat gehen zusammen, aber «von keinem dieser Apparate kann man sagen, er sei das Leben selber» (Jaspers). Zu der Behandlung dieses Grundproblems hat V.v. Weizsäcker (1947) die Anschauung vom G. beigetragen und ausführlich begründet. Das Prinzip besagt, dass Sehen (visuelle Wahrnehmung) und Bewegen (Motorik) ein Akt sind. So wird beim Gehen im unebenen Gelände der Gang ständig durch Unebenheiten des Weges korrigiert, der Erfolg einer stattgehabten Bewegung bestimmt den Verlauf der nächsten. «Offenbar entstehen die wirklichen Leistungen in einer fortgesetzten kreisartigen Verbundenheit von Organismus und Umwelt, Umwelt und Organismus, doch nicht so, dass man beide zusammensetzen könnte wie die zwei Teile eines Ganzen. Denn immer bestimmt auch der Organismus, was von der Umwelt auf ihn einwirkt, immer die Umwelt, was vom Organismus erregt wird. Jeder Reiz ist schon eine Wahl, also eine Formung, jede Erregung schon eine Umstimmung, also wieder eine Formung». Die Leistung (z.B. die erfolgreiche Bewegung) ist den Nervenbahnen (Nerv) und Reflexen übergeordnet, und das Wahrnehmen (Wahrnehmung, z.B. des Geländes) und die Bewegung des Menschen stellen in jedem Akt eine Einheit dar. Wahrnehmen und Bewegen sind einander gegenseitig «verborgen» (sog. Drehtürprinzip). Funktionskreis.