Gewichtszunahme unter Psychopharmaka
[engl. weight increase due to psychotropic drugs], [PHA], Gewichtszunahme unter Psychopharmaka stellt eine wichtige unerwünschte Begleiterscheinung der Behandlung mit unterschiedlichen Arzneimittelgruppen (am häufigsten: Antidepressiva, Antipsychotika und Phasenprophylaktika) dar. Daraus resultiert einerseits häufig eine verminderte Compliance, andererseits kann die Gewichtszunahme unter Psychopharmaka mit der Entwicklung eines metabolischen Syndroms und einer Reihe weiterer organischer Komplikationen verbunden sein. Unter den Antidepressiva tritt eine Gewichtszunahme unter Psychopharmaka am häufigsten unter Behandlungen mit trizyklischen Antidepressiva (insbes. Amitriptylin) auf. Die Therapie mit SSRIs ist meistens nicht mit einer relevanten Gewichtszunahme unter Psychopharmaka verbunden, allerdings fanden sich in einzelnen Untersuchungen auch gegenteilige Ergebnisse. Darunter wurde am häufigsten eine relevante Gewichtszunahme unter Psychopharmaka für Paroxetin berichtet. Ferner ist eine Behandlung mit Mirtazapin relativ häufig mit einer Gewichtszunahme unter Psychopharmaka verbunden. Bzgl. der Gewichtszunahme unter Psychopharmaka unter der Behandlung mit Antipsychotika konnten deutliche Unterschiede zw. versch. Substanzen nachgewiesen werden. Bes. problematisch dabei sind Olanzapin (mittlere Gewichtszunahme nach 1 Jahr: 11–17 kg), Amisulprid (10 kg), Clozapin (10 kg) und Quetiapin (10 kg). Etwas geringere durchschnittliche Gewichtszunahmen finden sich für Risperidon (8–9 kg) und Haloperidol (4–11 kg). Bei einer Umstellung auf Ziprasidon oder Aripiprazol wurden Gewichtsabnahmen berichtet. Trotz des eindeutigen Risikos einer Gewichtszunahme unter Psychopharmaka unter antipsychotischer Behandlung steht diese dennoch in inverser Korrelation mit der Mortalität bei Pat., die unter einer Schizophrenie leiden. Unter den Phasenprophylaktika wird eine relevante Gewichtszunahme unter Psychopharmaka insbes. bei Behandlungen mit Lithium, Valproinsäure, aber auch unter Carbamazepin beobachtet. Die genauen Mechanismen der psychopharmakainduzierten Gewichtszunahme sind nicht abschließend geklärt. U. a. wird sie mit dem 5-HT2- und H1-Rezeptorantagonismus in Verbindung gebracht, aber auch mit einer Einflussnahme über die Neuropeptide Leptin, Ghrelin und Adiponectin. Eine psychopharmakainduzierte Gewichtszunahme darf nicht unkritisch in Kauf genommen werden. Um dieser entgegenzuwirken, sollten zunächst verhaltenstherap. (Verhaltenstherapie) und diätetische Maßnahmen ergriffen werden. Bei deren Unwirksamkeit muss das Nutzen/Risiko-Verhältnis sorgfältig abgewogen werden, sodass ggf. auch eine Umstellung in Erwägung gezogen werden sollte.