Handlungsfehler
[engl. slip], [AO, KOG], präziser: Handlungsausführungsfehler, eine Handlung, die nicht so verläuft, wie vom Handelnden intendiert; abzugrenzen von Irrtümern, bei denen die Ausführung der Intention entspricht, jedoch nicht zu den gegebenen situativen Bedingungen passt. Man befindet sich folglich im Irrtum – unterliegt irrtümlich unzutreffenden Annahmen – und wird im Falle eines Fehlers von einer Abweichung der eigenen Handlungsausführung überrascht. Seit Anbeginn einer wiss. Ps. steht die Frage im Zentrum, ob diese Abweichungen willkürlich verlaufen oder einer Ordnung folgen. Methodisch betrachtet sind Handlungsfehler damit besondere analytische Zugänge, die einen Einblick in die Mechanismen und Gesetzmäßigkeiten der psych. Handlungsregulation (Handlungsregulationstheorie) erlauben. Ihre Funktion als «windows to the mind» wird jedoch durch ihr eher seltenes, «unstandardisiertes» Auftreten erschwert. Dabei finden sich die unterschiedlichsten theoret. Perspektiven. Die Assoziationstheorie sah in Handlungsfehlern die Wirksamkeit durch Wiederholungen entstandener Bindungen zw. abgrenzbaren Handlungsteilen, die eine Handlung vom willentlichen Pfad ablenken. Die gestalttheoret. Schule (Gestalttheorie) konnte diese Sicht widerlegen und zeigen, dass fehlerhafte Verläufe Ordnungen folgen, die sich nicht durch die Anzahl der Wiederholungen erklären lassen. Die psychoanalytische Sicht Freuds sah hingegen unbewusste Motive, die das Geschehen im Falle eines Handlungsfehlers (ab-)lenken. In zeitgenössischen kogn. Arbeiten zum Thema stehen Klassifikationsvorschläge im Mittelpunkt, in denen Handlungsfehler nach dem Ort ihrer Entstehung unterschieden werden, wie etwa (1) der Ebene der Zielbildung, (2) der Aktivierung und (3) der Ausführung (Handlungsplanung). Der sicherheitskritische Aspekt von Handlungsfehlern führte zu intensiven und breiten Beschäftigungen im Bereich der Arbeits- und Organisationspsychologie, spez. in der Ergonomie und der Human-Factor-Forschung. Dort finden sich bspw. vielfältigste Berichtssysteme oder auch Implementierungen einer fehlerfreundlichen Kultur.