Heimat
[SOZ], der Begriff ist spezif. für die dt. Kultur und Sprache. Eine umfassend gültige engl. Übersetzung liegt nicht vor. Die kulturvergleichende Psychologie spricht von einem emischen [engl. emic] Konzept. Aufgrund sich wandelnder Bedeutungen und Konnotationen über die Zeit lässt sich Heimat nicht eindeutig def. Ursprünglich bezog sich Heimat auf das Recht, auf einem ererbten bzw. gekauften Grundstück wohnen und dieses bewirtschaften zu dürfen. Daraus ist später eine amtliche Verwendung von Heimat im Sinne von Geburtsort, Wohnort oder Herkunftsland entstanden. Im Gefolge der beiden Weltkriege erhielt Heimat politisierte Konnotationen (Volk ohne Raum, Vertreibung Vaterland als Kern von Heimat). Im Zuge des darauffolg. Wiederaufbaus, von (Re-)Industrialisierung und zunehmender Urbanisierung wurde Heimat entpolitisiert und in eine emotional aufgeladene Idylle umgedeutet. Angesichts von aktuell schnell voranschreitenden Prozessen wie der Globalisierung, von Migrationsbewegungen und zunehmender ethno-kult. Vielfalt gewinnt Heimat stark an Relevanz. Nach dem gegenwärtigen Stand der psychol.-sozialwiss. Forschung kann Heimat als ein emotionales, kogn. und konativesBindungsfeld zw. Mensch und Raum betrachtet werden. An Heimat sind die sozialen, zeitlichen, kult. und räumlichen Dimension zu unterscheiden. Es handelt sich um vertraute soziale Beziehungen (z. B. Familie, Freunde, Bekannte, Nachbarn, Landsleute), die in einem best. zeitlichen Kontext (z. B. Kindheit, aktivem Leben) entstehen, einem akzeptierten Set von Rollen, Werten und Normen unterliegen, die an einen best. Ort (z. B. Geburtsort, Wohnort, Region) gebunden sind und somit das Leben dort gestalten. Daraus entwickelt sich Ortsidentität [engl. place identity], die jedoch durch eine Stereotypisierung des bekannten Heimatlichen i. Ggs. zum unbekannten Fremden zu Ab- und Ausgrenzung führen kann. Die Valenz von Heimat changiert zw. hoch neg. und hoch pos. Eine empir. Erfassung von Heimatverbundenheit steht noch aus.