Herbart, Johann Friedrich
(1776–1841), [HIS, PÄD], dt. Pädagoge und Philosoph, 1794–1797 Studium der Rechtswiss. und v. a. der Philosophie bei Fichte in Jena, 1797–1800 Tätigkeit als Hauslehrer in Interlaken (Schweiz), Anfang 1800 Umzug nach Bremen und Vorbereitung auf eine akademische Laufbahn mithilfe seines Studienfreundes Johann Smidt, ab 1802 Studium in Göttingen, noch im gleichen Jahr Promotion und Habilitation, sodass Herbart ab Wintersemester 1802/03 Vorlesungen halten darf; 1805 Ablehnung eines Rufes nach Heidelberg und Ernennung zum ao. Prof. in Göttingen, 1809 Annahme eines Rufes nach Königsberg auf eine Professur für Philosophie und Pädagogik. Hier entstehen seine wichtigsten Werke mit Bezügen zur Ps.: 1813 erscheint die erste Aufl. des Lehrbuchs zur Einleitung in die Philosophie, 1816 die erste Ausgabe des Lehrbuchs zur Ps., 1824–25 die Ps. als Wissenschaft, neu gegründet auf Erfahrung, Metaphysik und Mathematik in zwei Teilen. 1833 Berufung nach Göttingen. Als Dekan der Phil. Fakultät distanziert sich Herbart 1837 von den Protestaktionen der «Göttinger Sieben». Herbart gilt als Begründer einer wiss. Pädagogik. Nach seinem Tod wird seine Philosophie bzw. Pädagogik von seinen Schülern in ein strenges Regelwerk für den Unterricht umgesetzt. Dieser sog. Herbartianismus wird später von der Reformpädagogik kritisiert. Auf die Entwicklung der Ps. als Wissenschaft hat Herbart im 19. Jhd. erheblichen Einfluss (Eckardt, 2010). Zum einen setzt er sich mit seiner Auffassung von einem substanziellen Seelenbegriff von seinem Königsberger Amtsvorgänger Kant ab, zum anderen will er die Erkenntnisse der aufkommenden Naturwissenschaften nutzen und fordert eine Seelenforschung, die der Naturwissenschaft gleicht.