Herzschlag-evoziertes Potenzial (HEP)

 

[engl. heartbeat-evoked potential], [BIO, DIA], ereigniskorreliertes Hirnpotenzial (ereigniskorrelierte Hirnpotenziale, EKP), welches in Abhängigkeit zu einem kardialen Ereignis, meist der R-Zacke im EKG, im EEG gemessen wird (Elektrodiagnostik). Daher verbirgt sich eine definitorische Ungenauigkeit in dem Begriff, da die R-Zacke (elektrisches Ereignis) nicht gleich dem Herzschlag (mechanisches Ereignis) ist, welcher z. B. mithilfe von Impedanzkardiografie bestimmt werden kann. Erfordert simultane Erfassung von EEG und EKG. Das HEP ist typischerweise im Zeitfenster von ca. 250 bis 800 ms nach der R-Zacke zu finden, hat seine größten Amplituden v. a. auf frontalen und zentralen Elektroden, sowie eher rechtshemisphärisch. Zw. 0 und ca. 450 ms nach der R-Zacke überschneidet sich das HEP mit dem kardialen Feldartefakt, welches entweder korr. werden muss (z. B. mittels ICA) oder durch Untersuchung eines späteren Zeitfensters umgangen wird. Die Polarität des HEP hängt vom untersuchten Zeitfenster, seiner Topographie, der Versuchsbedingung (z. B. Ruhebedingung, Vordergrund-Aufgabe, Herzschlagwahrnehmungsaufgabe und der untersuchten Population ab, jedoch wird meistens eine pos. Polarität angenommen. Das HEP wird als Indikator der kardialen interozeptiven (Interozeption) Signalverarbeitung angesehen. Gemessen in Ruhe, reflektiert das HEP die Repräsentation afferenter kardialer Signale im ZNS. Wenn es während der Herzschlagwahrnehmung gemessen wird, korreliert es oftmals mit interozeptiver Genauigkeit in dieser Aufgabe pos. Die kortikalen Generatoren des HEPs liegen in Zentren, die typischerweise mit kardialer Interozeption assoziiert sind, wie dem anterioren Cingulum und der anterioren Insula (Gehirn). HEPs sind deutlich reduziert bei Personen mit Degeneration autonomer afferenter Nervenfasern. Außerdem haben Aufmerksamkeitsfokus auf den eigenen Herzschlag, Training in Herzschlagwahrnehmung oder Motivation, diese Aufgaben zu absolvieren, pos. Einfluss auf die HEP-Amplitude (Schandry & Montoya, 1996). Es zeigen sich veränderte HEP-Amplituden bei psych. Störungen mit körperlichen Symptomen, wie z. B. Angststörungen, Depersonalisierung, oder Depression, was auf eine abnormale zentralnervöse Verarbeitung körperlicher Signale hinweisen könnte (Schulz & Vögele, 2015).

 

Referenzen und vertiefende Literatur

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