Humor
[engl. humor; lat. umor Feuchtigkeit], [EM, GES, KLI, PER, PHI], Körpersaft, auch Säftemischung. Daraus Humoral-Ps., Humoral-Pathologie als Begriff für die Ableitung des allg., psych. und bes. des charakterlichen Gefüges bzw. der Krankheiten aus dem Blut und den Körpersäften. Schon Hippokrates und Galen begründeten diese Anschauung. Übertragen bildete sich das Wort Humor im 18. Jhd. zur Bez. von fröhlicher, ausgelassener Laune und Stimmung. Goethe gebrauchte Humor noch als Stimmung schlechthin. Humor ist nach Lersch die «Einstellung zum Leben, die die Menschen und menschlichen Verhältnisse, aber auch sich selbst in den Unzulänglichkeiten und Schwächen» versteht und verzeiht. Während Humor geschichtlich im dt. Sprachraum (z. B. in der Ästhetik) als eine Kategorie des Komischen verstanden und von anderen Phänomenen wie Witz, Ironie, Satire, Spaß abgegrenzt wird, dient Humor in der gegenwärtigen angloamerik. Literatur als Sammelbegriff für alle Phänomene des Komischen – Produktion (humor creation) und Rezeption (humor appreciation) eingeschlossen.
Für die Erklärung des komischen, Erheiterung und Lachen erregenden Effekts wurden Faktoren wie die willkürliche Verbindung zweier sonst getrennter Ideen und Vorstellungen (Inkongruenztheorie), die Überlegenheit gegenüber dem Belachten (Superiority/Disparagement-Theorie) sowie das Ausleben unbewusster sexueller und feindseliger Impulse (Psychoanalyse) geltend gemacht. Neuere faktorenanalytische Untersuchungen von Urteilen über Witze und Cartoons legen nahe, dass die strukturellen Aspekte wichtiger als Inhalte sein könnten, wobei relativ stabile Präferenzen für humoriges Material mit weitgehend auflösbarer Inkongruenz (Inkongruenz-Lösung) bzw. verbleibender Inkongruenz (Nonsens), die eine generelle Vorliebe für Informationshaltigkeit vs. Redundanz ausdrücken, aufzufinden sind. In Experimenten erweist sich die Form der Beziehung zw. Grad der Inkongruenz und erzielter Erheiterung (umgekehrt u-förmig bis neg. beschleunigend) hingegen als abhängig vom Untersuchungsmaterial. Der sog. «Sinn» für Humor bez. relativ stabile interindiv. Unterschiede in der Reaktion auf und Produktion von Humor sowie eine heiter-gelassene Lebenseinstellung oder Grundgestimmtheit. Als Alltagsbegriff durch hohe soziale Erwünschtheit und mangelnde begriffliche Schärfe gekennzeichnet, erweist sich Sinn für Humor als mehrdimensionales Konstrukt und seine Erfassung z. T. als noch methodenabhängig. In den vergangenen 20 Jahren wurde bes. der Komponente von Humor als Coping-Mechanismus und dessen Konsequenzen für Stressbewältigung und Gesundheit Forschungsinteresse zuteil. Faktorenanalysen von Aussagen (Q-Sort) zu alltäglichen humorigen Umgangsformen und Verhaltensweisen erbringen fünf bipolare Humor-Stile, von denen nur zwei mit Sinn für Humor korrelieren.