Identität, klassische kognitionspsychologische Perspektive
[engl. identity, cognitive psychological perspective], [KOG, PHI], in der Ps. ist Identität (phänomenale) das Fortbestehen eines anschaulich Ausgesonderten in Raum und Zeit. So erfasst das Identitätserleben z. B. die Gleichheit von Objekten oder Bewusstseinsinhalten im Zeitverlauf. Neben der phil. Bearbeitung dieses Problems durch M. Heidegger haben Metzger und Ternus exp. Untersuchungen im Hinblick auf die phänomenale Vorfindbarkeit von Identitäten im schlichten Erleben durchgeführt. Es besteht vollst. funktionale Verknüpfung zw. der Zusammengefasstheit von Teilen eines räumlichen Ganzen einerseits und der Identität einer in der Zeit wiederholt antreffbaren Gesamtfigur andererseits, d. h., es gibt den Gestaltgesetzen analoge Identitätsprinzipien. Dabei entspricht im Einzelnen (1) dem Gruppierungsfaktor der Nähe das Identitätsprinzip der geringsten Verschiebung, (2) dem Faktor der Gleichheit (bzw. Ähnlichkeit) das Prinzip der Form-, Farb-, Größenkonstanz, (3) dem Faktor des Aufgehens ohne Rest das Prinzip, dass alles Spätere aus Früherem hervorgeht, (4) dem Faktor der durchgehenden Kurve das Prinzip der glatten Bewegungsbahn sowie der stetigen Geschwindigkeit. Daneben spielen Gestalteigenschaften des Gesamtgeschehens wie Geschlossenheit, Gleichgewicht, Symmetrie eine Rolle. Die unter strenger Wahrung phänomenologischer Methodik experimentalpsychol. nachgewiesene gesetzmäßige Funktion der Identität als elementare Erlebnisbedingung bietet den Ansatz zu einer dem Umfang nach noch nicht abzusehenden Revision der phil. Fassung des Begriffs. Z. B. müssen Interpretationen der Identität als Setzung des Denkwillens o. Ä. als zweifelhaft erscheinen.
Der entwicklungspsychol. bzw. phylogenetische Aspekt der Identität drückt sich darin aus, dass Identitätsverhältnisse bei Naturvölkern – im Ggs. zum Zivilisierten, für den sie vornehmlich in Bezug auf die zeitliche Folge auftreten – auch weitgehend in der räumlichen Ordnung gültig sind. So etwa besteht Identität zw. den Gliedern einer Gruppe, sodass z. B. durch Verletzung eines Mitglieds via Beeinflussungszusammenhang grundsätzlich alle betroffen werden.