Impulskontrollstörungen, Psychopharmakotherapie
[engl. impulse control disorders, psychopharmacotherapy], [KLI, PHA], überzeugende Therapiestudien sind insbes. wegen geringer Fallzahlen (zumindest jener Pat., die nicht noch wegen einer weiteren psychiatrischen Erkrankung behandelt werden) selten. Für Verhaltenssüchte, wozu eben auch das pathologische Spielen zählt, geben Benkert & Hippius (2019) eine ganze Reihe von pharmakol. Therapieansätzen an, u. a. Opiatantagonisten, Stimmungsstabilisierer und diverse Antidepressiva. Für die Pyromanie gibt es «pos. Berichte» (ebd., 793) für das Antikonvulsivum und PhasenprophylaktikumValproat sowie für das atypische Antipsychotikum Olanzapin; selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sind laut diesen Autoren «eher unwirksam». Sowohl bei Kleptomanie wie auch bei pathologischem Glücksspiel (glücksspielbezogene Störung) konnten pos. Effekte der Opiatantagonisten Naltrexon und Nalmefen gezeigt werden. Der Nutzen von SSRI – obwohl angesichts der vermuteten serotonergen Dysfunktion bei Kleptomanie zu erwarten – wird hingegen widersprüchlich beurteilt. Bei der Trichotillomanie kommen wie bei anderen Impulskontrollstörungen Antikonvulsiva zum Einsatz, deren Effizienz allerdings nicht belegt ist. Da das Haareausreißen oft verstärkende Wirkung hat, somit gewissen Suchtcharakter aufweist, wurden Opiatantagonisten wie Naltrexon eingesetzt, dies allerdings mit begrenztem Erfolg. Die Trichotillomanie zeigt Ähnlichkeiten zur Symptomatik von Tic-Störungen, bei denen Neuroleptika wirksam sind; deshalb kommen hier auch Dopaminantagonisten zum Einsatz, so das atypische AntipsychotikumOlanzapin, dessen gravierende Nebenwirkungen (Gewichtszunahme, Entwicklung eines metabolischen Syndroms) allerdings bedacht werden müssen. SSRI werden zwar häufig verschrieben, jedoch ist ihre diesbzgl. Wirksamkeit nicht ausreichend belegt; wirksamer ist wahrscheinlich das fast ausschließlich die Serotonin-Wiederaufnahme hemmende trizyklische Antidepressivum Clomipramin. Ein neuer und vielversprechender therap. Ansatz ist die Gabe von Substanzen (bspw. N-Acetylcystein), welche die NMDA-Rezeptoren für Glutamat modulieren; zumindest bei Erw. mit Trichotillomanie ließ sich Überlegenheit im Vergleich mit Placebo nachweisen