Interaktionsstörungen im Kindes- und Jugendalter
[engl. interaction disorders, aber auch relational disorders oder relationship problem], [KLI], Interaktionsstörungen im Kindes- und Jugendalter beziehen sich auf eine Vielzahl von Formen gestörter Interaktion und Kommunikation in Familie und Partnerschaft. In der akt. Diskussion geht es v. a. um die Bedeutung von Interaktionsstörungen für die Entstehung und den Verlauf psych. Störungen im Kindes- und Jugendalter. Interaktionsstörungen im Kindes- und Jugendalter sind in der ICD-10 und im DSM-5 (Klassifikation psychischer Störungen) nur begrenzt berücksichtigt, wobei eine Reihe von psych. Problemen im Kindesalter als entwicklungsabhängige Interaktionsstörung bes. gut def. werden können. Bsp. für entwicklungsabhängige Interaktionsstörungen im Kindes- und Jugendalter sind: Fütterstörungen (ICD-10 F 98.2), reaktive Bindungsstörungen im Kindesalter (ICD-10 F 94.1), induzierte Schlafstörungen (ICD-10 F 62.0), Emotionale Störung mit Geschwisterrivalität (ICD-10 F 93.3) und eine auf den familiären Rahmen beschränkte Störung des Sozialverhaltens (ICD-10 F 91.0). Darüber hinaus sind versch. Formen der emot. und körperlichen Vernachlässigung und Misshandlung i. d. R. Ausdruck einer Interaktionsstörungen im Kindes- und Jugendalter und können sich als massive psych. Störungen auf der Ebene des Kindes äußern. Interaktionsstörungen können genetisch bedingt sein, wobei sie jedoch i. d. R. durch komplexe psychosoziale Ursachen ausgelöst und aufrechterhalten werden. Zur Verhinderung von Interaktionsstörungen im Kindes- und Jugendalter existieren kaum manualisierte Präventionsprogramme, allerdings kann man Weiterentwicklungen bekannter Programme zur Förderung der Erziehungskompetenz (z. B. Triple P Stepping Stones) einsetzen. Bei der psychoth. Betreuung von Familien mit Interaktionsstörungen im Kindes- und Jugendalter bietet sich eine Kombination von systemischer Therapie und Verhaltenstherapie sowie lernpsychol. fundierte Elterntrainings an. Der Einsatz videounterstützter Interaktionstrainings in Familien ist zwar zeitintensiv, aber i. d. R. sehr erfolgreich. Bei bes. belastenden psychosozialen (familiären) Umständen kann eine Kombination therap. Ansätze mit Jugendhilfe-Maßnahmen (multisystemische Therapie) angemessen sein; alternativ ist in Extremfällen eine stationäre Eltern-Kind-Psychoth. in einer kinder- und jugendpsychiatrischen Einrichtung erforderlich.