Interozeption

 

[engl. interoception; lat. internus innen, capere ergreifen, sich aneignen], [GES, WA], Interozeption bedeutet: Wahrnehmung innerorganismischer Prozesse. Bisweilen wird unterschieden zw. Viszerozeption, also Eingeweidewahrnehmung, und Propriozeption, der Wahrnehmung muskulärer Stellungen bzw. Abläufe. Zu diesen beiden Unterbegriffen sind nicht klar zuordenbar Wahrnehmungen der Hautsinne und der Schmerzwahrnehmung. Im klin. Kontext spricht man statt von Interozeption überwiegend von Symptomwahrnehmung, etwa der Wahrnehmung der Darmmotilität, eines schnelleren oder unregelmäßigen Herzschlags (Herzfrequenz, Herzschlagwahrnehmung), der Empfindung von Atemnot oder Schmerzen in best. Organen. Exp. untersucht wurden bisher v. a. die Wahrnehmung von Schmerz, Herzschlag (etwa im Zusammenhang mit Panikanfällen (Panikstörung)), und Atemwegsverengung (Obstruktion), wie sie typisch für Asthma und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist. Viele innerorganismische Zustände und Prozesse sind jedoch (eher) «stumm», z. B. Blutdruckveränderungen (Blutdruck). Die Zuverlässigkeit (Reliabilität) und Gültigkeit (Validität) der Interozeption bzw. Symptomwahrnehmung ist daher intra- und interindividuell eher gering. Sie kann bei einigen innerorganismischen Vorgängen verbessert werden, wenn etwa die subj. Schätzungen innerer Vorgänge mit Messungen (Messen) von deren Indikatoren verglichen werden, etwa des Herzschlages oder der Atemwegsobstruktion, und diese Messgrößen an die Person rückgemeldet werden (Biofeedback). In der Asthmaschulung und der COPD-Schulung wird mit entspr. Geräten ein systemat. Interozeptionstraining betrieben. Täglich mehrmalig erhobene Schätzurteile der aktuellen Atemwegsobstruktion werden mit nachfolgenden Messungen der Einsekundenkapazität (forced expiratory volume in the first second, FEV1) oder der exspiratorischen Spitzengeschwindigkeit (peak expiratory flow, PEF) verglichen und dem Pat. die Messungen rückgemeldet. Die Güte des Interozeptionstrainings wird bestimmt über das Ausmaß der in einem Lernprozess erreichten intraindiv. Korrelation subj. und obj. Messwerte. Dabei werden oft große interindividuelle Unterschiede im Ausgangzustand und auch nach einem Lernprozess gefunden.

Referenzen und vertiefende Literatur

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