Interozeptive Exposition
[engl. interoceptive exposure; lat. internus innen, capere ergreifen, sich aneignen, exponere aus(einander)setzen], [KLI], ist eine spez. Form der Konfrontationstherapie, mit dem Ziel, die von einer Angststörung betroffenen Personen mit angstauslösenden Körpersymptomen (interozeptiven Reizen; Interozeption) zu konfrontieren. Die Behandlungsmethode wurde vor dem Hintergrund interozeptiven Konditionierungsmodelle (Konditionierung) der Panikstörung zu Beginn der 1970er-Jahre entwickelt. Die ursprüngl. Idee sah vor, dass durch wiederholte Konfrontation mit panikauslösenden Körpersymptomen (CS; [engl. conditioned stimulus]) eine Extinktion der durch diese Reize (z. B. Herzklopfen, Schwitzen, Schwindel) ausgelösten Panikreaktion (CR; [engl. conditioned response]) herbeigeführt werden kann. Ursprünglich erfolgte die Erzeugung von Körpersymptomen durch die Infusion von Natriumlactat oder das Einatmen von -angereicherter Atemluft. Diese Methodik war jedoch für den klin. Alltag nicht praktikabel. Der Durchbruch für die Verwendung von interozeptiver Exposition erfolgte deshalb erst, nachdem Barlow & Czerny (1988) ihre Pat. mit einfachen Übungen Körpersymptome erzeugen ließen. Heute ist der Einsatz von Übungen wie Hyperventilation, «durch einen Strohhalm atmen», «Atem anhalten», «auf der Stelle drehen», «auf der Stelle laufen», «Treppen steigen» etc. in vielen Behandlungsansätzen zur Behandlung von Angststörungen enthalten. Als Wirkmechanismen werden neben Habituation inzw. auch diskutiert, dass Pat. durch interozeptive Exposition eine höhere Toleranz für unangenehme Körperempfindungen aufbauen können oder, dass – i. S. eines Verhaltensexperiments – die Übungen zur Überprüfung körperbezogener katastrophisierender Kognitionen dienen können («Atemnot ist ein Hinweis darauf, dass ich gleich ersticke» vs. «Atemnot kann auch auf harmlose Ursachen wie Hyperventilation zurückgeführt werden und ist nicht gefährlich»). Bei der Behandlung der Panikstörung werden interozeptive Expositionsübungen auch i. R. der Diagnostik/Psychoedukation eingesetzt. Hier kann z. B. das Ziel sein, herauszufinden, welche Rolle Hyperventilation bei den indiv. Panikattacken von Betroffenen spielt, und den Pat. zu vermitteln, dass auch harmloses Überatmen (Hyperventilation) zu Symptomen führen kann, die einer Panikattacke sehr ähnlich sind.