Interpersonelle Psychotherapie (IPT)

 

[engl. interpersonal psychotherapy], syn. Interpersonale Psychotherapie, [KLI], psychoth. Verfahren, das die Bedeutung zw.menschlicher Beziehungen für Entstehung, Symptomatik, Verlauf und Therapie psych. Störungen betont: «Gestörte zw.menschliche Beziehungen oder soziale Belastungen leisten einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung psych. Störungen. Umgekehrt beeinflusst die psych. Störung die interpersonellen Beziehungen und sozialen Rollen der Betroffenen» (Hautzinger, 2007, 228). Die IPT basiert zwar auf psychodynamischen Annahmen (frühkindliche Erfahrungen prägen das Interaktionsverhalten im Hier und Jetzt), jedoch steht nicht die analytische Aufarbeitung dieser Erfahrungen (vgl. Psychoanalyse), sondern die Identifikation und Modifikation aktueller Wahrnehmungen, Erwartungen, Handlungsalternativen und Verhaltensmuster, die die interpersonellen Probleme des Pat. betreffen, im Mittelpunkt. Im Rahmen des Therapieprozesses soll der Pat. lernen bzw. dabei unterstützt werden, störungsbezogene interpersonelle Aspekte zu erkennen und Kompetenzen und Strategien zu entwickeln, dysfunktionale Verhaltensweisen/-muster zu modifizieren oder diese durch funktionale Verhaltensweisen/-muster zu ersetzen. Dabei werden insbes. Methoden der Tiefenpsychologie, Gesprächspsychotherapie und Verhaltenstherapie angewendet. Typische Strategien der IPT sind: (1) Trauer: Bewältigung von Verlusterlebnissen und Wiederaufbau hilfreicher Erlebens- und Verhaltensweisen. (2) I. Auseinandersetzung: Identfikation und Klärung i. Konflikte, konfliktrelevante Rollenerwartungen, Entwicklung modifizierender Handlungspläne. (3) Rollenwechsel: Identifikation und Modifikation störungsrelevanter Verhaltensmuster und i. Rollen des Pat. Trauerarbeit bzgl. des ggf. erforderlichen Rollenverlusts, Wiederherstellung des Selbstwertgefühls. (4) Soziale Defizite: Verringerung der sozialen Isolation durch Aufbau neuer sozialer Beziehungen; Unterstützung funktionaler i. Kompetenzen. Die IPT wurde als Kurzzeitintervention bei unipolarer Depression entwickelt, findet aber auch bei Dysthymien, bei Trauer und Bulimie Anwendung. Der Einsatz bei hirnorganischen Störungen, Schizophrenien, Substanzabhängigkeit sowie Störungen im Kindesalter wird nicht empfohlen.

Referenzen und vertiefende Literatur

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