Jugendkriminalität, Erklärungsansätze

 

[engl. juvenile delinquency, explanatory approaches], [EW, RF], eine allg. anerkannte, dem komplexen Gegenstand der Jugendkriminalität gerecht werdende Theorie der Jugendkriminalität gibt es nicht; immerhin handelt es sich um einen Erklärungsgegenstand, der von Diebstahl bis Mord reicht. In Soziologie, Ps. und Kriminologie wurden unterschiedliche Einzeltheorien formuliert, die jew. eigene Perspektiven auf die Jugendkriminalität einnehmen. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Befunden zu distalen und proximalen Korrelaten der Jugendkriminalität auf unerschiedlichen Erklärungsebenen. Am ehesten wird ein bio-psycho-soziales Rahmenmodell der Erklärung von Jugendkriminalität gerecht, das auf Haupt- und Wechselwirkungen der unterschiedlichen Ebenen abzielt. Motivationale Prozesse (z. B. Feindseligkeit, Wut; Motivation) sind bei der Entstehung kriminellen Verhaltens in einem konkreten Moment zu berücksichtigen (aktualgenetische Perspektive). Diese Prozesse laufen in einer Person ab, die über best. Merkmale und Eigenschaften (z. B. Impulsivität, antisoziale Einstellungen, aufbrausendes Temperament) verfügt, die sie von anderen Personen unterscheidet, die keine kriminellen Handlungen begehen (differentialpsychol. Perspektive). Die ontogenetische Perspektive fragt, wie sich diese Merkmale und Eigenschaften im Lebenslauf entwickeln (z. B. durch problematisches Erziehungsverhalten, geringe Schulleistungen). Menschliche Entwicklung und aktuelles Handeln finden außerdem in sozialen Kontexten und Konstellationen statt. Dies betrifft nicht nur die konkrete Situation (z. B. Provokation), sondern auch familiäre Bedingungen (z. B. geringe Bindung an normkonforme Eltern), Merkmale des Freundeskreises (deviante Peers), der Schule, der Wohngegend (z. B. soziale Desintegration, Anonymität) und sogar der Gesellschaft (z. B. gravierende Einkommensdiskrepanzen).

Referenzen und vertiefende Literatur

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