Kahneman, Daniel
(geb. 1934), [HIS, WIR], die von Kahneman gemeinsam mit Amos Tversky gewonnenen Befunde zur Irrationalität menschlicher Entscheidungen haben nachhaltige Auswirkungen auf die Ps. des Entscheidungsverhaltens, insbes. die Wirtschaftsps. gehabt (Kahneman & Tversky, 1979, Tversky & Kahneman, 1992). Kahneman wurde in Tel Aviv geb. Seine Eltern waren litauische Juden, die Familie lebte zeitweise in Frankreich, wo er die Schule besuchte, die Familie dann unter dt. Besatzung litt und der Vater 1944 verstarb. Die Mutter kehrte mit beiden Söhnen kurz vor der Gründung des Staates Israel nach Palästina zurück, wo Kahneman ein Studium der Ps. und Mathematik beginnen konnte, dann bei der Armee Ausleseverfahren entwickelte und schließlich 1958 zum weiteren Studium in die USA ging, wo er versch. Studien betrieb (Psychoanalyse, Mathematik, Statistik, Ophthalmologie). Kahneman promovierte 1961 über das Semantische Differenzial. Er kehrte danach nach Israel an die Hebräische Universität zurück. Durch eine Begegnung mit Amos Tversky (1937–1996) entstand Ende der sechziger Jahre eine über zehn Jahre dauernde Zusammenarbeit, die schrittweise zur Entwicklung der Prospect-Theorie führte. Hatten schon früher Wissenschaftler das Homo-oeconomicus-Modell der Wirtschaftswissenschaften kritisiert, so wurden nun die Entscheidungsheuristiken des Menschen so sichtbar, dass nicht nur die Ps., sondern bes. die Wirtschaftswissenschaften auf die Prospect-Theorie aufmerksam wurden. Kahneman lehrte an versch. Universitäten, zuletzt an der Princeton University. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. erhielt er 2002 gemeinsam mit Vernon L. Smith den Wirtschafts-Nobelpreis.