Kanizsa-Dreieck

 

[engl. Kanizsa's triangle], nach Kanizsa, Gaetano, [WA], s. auch «Psychologie als Wissenschaft des Erlebens und Verhaltens: Inhalte, Struktur, Systematik»; optische Täuschung (s. linke Darstellung in der Abb.; geometrisch-optische Täuschung) bei der (1) in der Reizvorlage nicht vorhandene Konturen (Täuschungskonturen [engl. illusory contours]) (2) ein in der Reizvorlage nicht vorhandenes Dreieck (Täuschungsdreieck) zu begrenzen scheinen. (3) Das Täuschungsdreieck scheint heller als die physikal. identische Umgebung («Weißer-als-weiß-Effekt», Täuschungskontrast). (4) Die Wahrnehmung des Täuschungsdreiecks wird durch induzierende Elemente ausgelöst, die als partiell verdeckt empfunden werden (amodale Vervollständigung; z. B. als unterbrochen bzw. verdeckt empfundene Kreise). In der rechten Darstellung werden die vorhandenen Bildelemente als vollst., nicht partiell verdeckte Formen wahrgenommen: Es wird keine Täuschungsform im Wahrnehmungsprozess «konstruiert», die eine von der Reizvorlage abweichende Interpretation der Reizkonstellation unterstützt. (5) Das links zu sehende Täuschungsdreieck scheint vor der Bildebene zu liegen, in der die induzierenden Bildelemente lokalisiert zu sein scheinen (Figur-Grund-Verhältnis).

Das Kanizsa-Dreieck wurde von Kanizsa in der Tradition der Gestaltpsychologie entwickelt und interpretiert. Es unterstützt die Sichtweise, dass eine top-down geleitete Reizverarbeitung (Top-down-Verarbeitung) aufgrund einer in sich schlüssigen Bildinterpretation (gute Gestalt; Prägnanztendenz) aktiv Bildmerkmale ergänzt bzw. die Reizkonstellation reorganisiert. Dies gilt insbes., wenn dies eine nach Gestaltkriterien (Gestaltgesetze, Gestaltfaktoren) konsistente und ökologisch plausible Bildinterpretation unterstützt.

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Kanizsa-Dreieck: Links wird ein weißes Täuschungsdreieck wahrgenommen (Kanizsa 1979)

Referenzen und vertiefende Literatur

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