Kausalität, psychische
[engl. psychic causality], [HIS, PHI], ist ein zentraler Begriff in der Erkenntnistheorie und Methodologie Wilhelm Wundts. Er folgte Gottfried Wilhelm Leibniz’ Idee des psychophysischen Parallelismus und dem Postulat, dass das Kausalprinzip (Naturkausalität) für die Neurophysiologie gültig ist und das Zweckprinzip für die Ps. des Bewusstseins und die geistige und kult. Entwicklung. Wegen der geschlossenen Naturkausalität können physische Wirkungen nur physische Ursachen haben, aber psych. Wirkungen (Bewusstseinsvorgänge) können nicht physisch verursacht sein, sondern folgen ihrer eigenständigen psychischen Kausalität. Die Tätigkeiten und das willkürliche Handeln der Menschen sind wesentlich auch durch Zwecke und Absichten bestimmt. Die abstrakte Fassung des Prinzips kann an der kult. wichtigen Technik der willkürlichen Herstellung von Feuer erläutert werden: die assoziativ gelernte Verbindung (Kausalität) von Blitzschlag und Feuer würde nicht ausreichen, sondern erst der erkannte Zweck motiviert das Handeln und hat dadurch eine obj. Wirkung. In diesem Wechsel der Perspektive zw. kausalen Ursachen und zweckbest. Folgen (auf einer kausal-finalen Achse vorwärts und rückwärts analysiert) besteht das Prinzip der psychischen Kausalität. Die Allgemeine Psychologie und die Kulturpsychologie erfordern fundamentale Kategorien wie Subjektbezug, Wert, Zweck (Intention) und Willenshandlung. Wundt entwickelte in diesem Zus.hang eine Prinzipienlehre der psychischen Kausalität (psychischen Verbindungen): Emergenzprinzip, Kontextprinzip, Kontrastprinzip und Prinzip der Heterogonie der Zwecke, d. h. Prinzip der beabsichtigten Handlungsfolgen und der unbeabsichtigten Nebenwirkungen (auch i. S. einer Selbstentwicklung).