Klages, Ludwig

 

(1872–1956), [HIS, PHI], wurde 1872 in Hannover als Sohn eines Tuchwarenhändlers und ehemaligen Berufssoldaten geb. Nach dem Studium der Chemie (Promotion 1901) beschäftigte er sich mit Problemen der Ausdruckspsychologie, der Charakterologie und der Grafologie. Infolge des Ersten Weltkrieges verlegte er seinen Wohnsitz nach Kilchberg in die Schweiz. In den Jahren 1929 bis 1932 veröffentlichte er sein historisches Hauptwerk Der Geist als Widersacher der Seele (Klages, 1929–1932). In der Tradition der Lebensphilosophie (u. a. Wilhelm Dilthey) stellte Ludwig Klages die menschliche Wirklichkeit erstmals als Verdrängung des Lebens durch den Logos (Geist) und den mit ihm zusammenhängenden Willen dar. Mit dem außerraumzeitlichen Geist i. S. v. Ludwig Klages nahm das Denken einen numerischen und instrumentellen Charakter an, was schließlich zu einem einerseits formalen und anderseits quantitativen Wissenschaftsverständnis sowie zu einer Mechanisierung des menschlichen Daseins führte. Ursprünglich hoben sich die Menschen durch unmittelbares Schauen und entsprechend qualitatives Hinweisen vom bloßen Empfinden der Tiere ab. Im Erleben der Bilder konfiguriert sich Ludwig Klages zufolge die humane Psyche (Carl Gustav Jung). Das Bilderleben ist ein Aufgehen im Objekt, was nach seiner Meinung heute nur noch in der Ekstase vorübergehend möglich ist (katathymes Bilderleben). – Zur Zeit des deutschen Faschismus publizierte Ludwig Klages antisemitische Artikel (Antisemitismus, Nationalsozialismus, Psychologie im). Aufgrund seiner Ablehnung des modernen Staatsapparates wurde er jedoch von den deutschen Amtsstellen abgelehnt. 1948 erschien in Zürich Ludwig Klages’ wichtiges Nachkriegswerk Die Sprache als Quell der Seelenkunde (Klages, 1948), eine Phänomenologie psych. Vorkommnisse, die quasi durch die Brille alltäglicher Verbalisierungen betrachtet werden. – Georg Lukács zufolge verwandelte Ludwig Klages die Lebensphilosophie vollends in ein irrationales Bekämpfen von Vernunft und Kultur. Ludwig Klages beeinflusste indes nicht nur Autoren wie Philipp Lersch oder Hans Kunz, sondern inspirierte auch das psychohistorische Denken der Frankfurter Schule (Adorno, Theodor W.)

Referenzen und vertiefende Literatur

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