Klassifikation, kognitionspsychologisch

 

[engl. classification in cognitive psychology], [KOG], Vollzug und Ergebnis einer Abstraktion, bei der Objekte und Sachverhalte übergeordneten Einheiten zugewiesen werden bzw. eine Menge nach best. Gesichtspunkten und unter Vernachlässigung von irrelevanten Nuancen und Details in Teilmengen aufgegliedert wird: natürliche Klassifikation, wenn diese Gesichtspunkte in Merkmalen bestehen, die an den Dingen selbst beobachtbar sind (z. B. Gruppierung der Tiere nach ihren Arten); künstliche Klassifikation, wenn die Prinzipien der Aufgliederung willkürlich und von außen an die Dinge herangetragen werden (z. B. Einteilung von Personen nach den Anfangsbuchstaben ihrer Namen). Auch die ganze Wahrnehmungs- und Orientierungstätigkeit enthält klassifikatorische Entscheidungen. Bei der Sprachrezeption z. B. werden akustische Signale nach einem Raster von distinktiven Merkmalen (distinctive features) in bedeutungsunterscheidende Phoneme sensorisch klassifiziert. Folgen von Phonemen wiederum sind durch erlernte Zuordnungen mit sprachlich repräsentierten Inhalten verbunden (Zeichen). In fortlaufenden Klassifikationsoperationen reduziert der Hörer die in akustischen Ereignissen enthaltene Mannigfaltigkeit auf diejenigen Gesichtspunkte, die für eine Sprache als System von bedeutungsvollen Zeichen wichtig sind. Sprachwiss. Klassifikation verfährt i. Allg. nach zwei Arten der Elementgruppierung: Paradigmatische Klassen (Paradigma) werden durch solche Einheiten gebildet, die an einer Sprache im sprachlichen Kontext hinsichtlich ihrer phonologischen, syntaktischen und/oder semantischen Funktion (Semantik) austauschbar sind; Elemente dagegen, die im Ablauf zus.hängender Sprache zueinander gehören, stehen in syntaktischer (Syntax) Beziehung zueinander.