Koedukation in der Schule, reflexive

 

[engl. coeducation in school; lat. co- zusammen, educare erziehen, reflectere zurückwenden], [PÄD, SOZ], reflexive Koedukation bedeutet im ersten Schritt, päd. Strukturen, Interaktionen und Einstellungen dahingehend zu untersuchen, ob sie bestehende Geschlechterverhältnisse eher stabilisieren und verstärken oder ob sie eine kritische Auseinandersetzung und damit Veränderung fördern (Faulstich-Wieland, 1994). Darauf aufbauend verfolgt die reflexive Koedukation das Ziel, Unterricht und Schule so zu gestalten, dass sich Mädchen und Jungen gemeinsam all ihrer indiv. Kompetenzen bewusst werden und diese entwickeln können, ohne dabei Einschränkungen durch Geschlechtsstereotype zu erfahren (Spiel et al., 2011). Für den Unterricht bedeutet dies ganz konkret eine genauere Wahrnehmung und Förderung indiv. Interessen und Kompetenzen jenseits geschlechtsgebundener Zuweisungen sowie die systematische Berücksichtigung wiss. Erkenntnisse zur Entstehung und Verminderung von Geschlechtsunterschieden.

Wichtiger theoretischer Rahmen für reflexive Koedukation ist das Aktiotop-Modell (Ziegler et al., 2006), das entwickelt wurde, um die Entstehung von Geschlechtsunterschieden im Leistungsverhalten von Schülern zu erklären und um Ansatzpunkte für Veränderungen zu liefern: Unter einer systemischen Perspektive wird der Handlungsraum einer lernenden Person analysiert, wobei Personenvariablen (z. B. Wissen, Kompetenzen, Selbstwirksamkeitserwartung, Einstellungen, Stereotype, Interessen, Ziele, Aspirationen) in ihrer Interaktion mit relevanten Umweltvariablen (z. B. Schule, Peergroup) berücksichtigt werden. Im Sinn einer reflexiven Koedukation gilt es daraus abgeleitet u. a. domänspezifische und selbstbezogene Kompetenzen von Schülern zu erweitern, ebenso wie ihr Wissen über Geschlechtsunterschiede, und ihnen somit Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen. Dies kann jedoch nur in Kombination mit einer entspr. Gestaltung der (Schul-)Umwelt geschehen, die die indiv. Förderung bzw. Herstellung von Genderfairness systematisch fokussiert. Grundlage hierfür ist eine Reflexion von Einstellungen und unbewusst transportierten Stereotypen.

Referenzen und vertiefende Literatur

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