kognitive Leistungsfähigkeit, Tageszeitabhängigkeit
[engl. cognitive performance, time-of-day effect], [BIO, KOG, PÄD], die Leistungsfähigkeit von Menschen in einigen kognitiven Bereichen (Kognition) wie z. B. der Aufmerksamkeitskapazität, dem semantischen und episodischen Gedächtnis, der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und den exekutive Funktionen ist beträchtlichen tageszeitlichen Schwankungen unterworfen. Die Gründe dafür liegen in der Interaktion zweier physiol. Prozesse (Physiologie, homöostatischer Schlafdruck, zirkadianer Rhythmus (Aktivitätsperiodik)), die den Schlaf-Wach-Zyklus (Schlaf) bestimmen und dabei das Funktionsniveau auf neuronaler Ebene modulieren (Schmidt et al., 2007). Die großen systematischen interindiv. Unterschiede, die sich im Zusammenhang mit dem zirkadianen Rhythmus beobachten lassen, haben zur Differenzierung von Morgen- und Abendtypen geführt. Diese Zuordnung verändert sich im Laufe der Lebensspanne (Lebensspannenpsychologie). Im Ggs. zu jungen Menschen, bei denen eher der Abendtypus vorherrscht, ist bei den meisten Menschen höheren Alters die Funktionstüchtigkeit von Aufmerksamkeits- und Arbeitsgedächtnisprozessen morgens am höchsten. Dieser Zusammenhang zeigt sich insbes. bei Aufgaben, die ein hohes Maß kogn. Kontrolle erfordern. Dagegen tritt bei impliziten Lernanforderungen ein paradoxer Effekt mit entgegengesetzter Tageszeitabhängigkeit indiv. Lern- und Behaltensleistung (Lernerfolg) auf. Bei jungen Erwachsenen erweist sich der Abendtypus dann als besonders erfolgreich, wenn die Anforderung am Morgen dargeboten wird, während bei älteren Studienteilnehmern der Morgentypus die besten Leistungen am Nachmittag zeigt. Insgesamt legen die Forschungsergebnisse zur tageszeitlichen Abhängigkeit nahe, dass bei einem Vergleich kogn. Leistungen alter und junger Erwachsener die indiv. optimale Testzeit zwingend berücksichtigt werden sollte, da es anderenfalls zu einer Über- oder Unterschätzung der Altersabhängigkeit der beteiligten Prozesse kommen kann (Hasher et al., 2005).