Kokainabhängigkeit, Psychopharmakotherapie

 

[engl. cocaine, pharmacotherapy], [PHA]Kokain weist von allen Suchtstoffen die stärkste abhängigkeitserzeugende Wirkung auf und existiert in versch. Darreichungsformen. Die Bioverfügbarkeit ist abhängig von der Applikationsform. Bei 0,2 % der 18- bis 64-Jährigen besteht eine Kokainabhängigkeit. Die Akuttherapie erfolgt als qualifizierte Entzugsbehandlung. Wichtige Therapieelemente sind die Behandlung von Entzugssymptomen und med. Begleiterkrankungen sowie von psychiatrischen Komorbiditäten. Zusätzlich sollen psychosoziale Belastungen und Ressourcen (Ressourcenaktivierung in der Psychotherapie) evaluiert, die Einsicht bzgl. des problematischen Substanzkonsums gefördert, ein weiterer sozialer Abstieg verhindert und Hilfestellungen bei der Beantragung von Langzeitentwöhnungstherapien gegeben werden. Darüber hinaus kommen motivationale Therapien (Motivational Interviewing), die zur Aufnahme einer längerfristigen Drogentherapie motivieren sollen, zur Anwendung. Bei Kokainintoxikationen mit psychomotorischen Erregungszuständen und vegetativen Begleitreaktionen (z. B. Hypertonie, Tachykardie) sollte eine Behandlung mit Benzodiazepinen erfolgen. Bei psychotischen Symptomen sollte eine Therapie mit atypischen Antipsychotika eingeleitet werden. Die Postakutbehandlung kann abhängig von der Erkrankungsschwere des Pat. als stationäre Langzeitentwöhnungsbehandlung oder als hochfrequente ambulante Therapie durchgeführt werden. Der Schwerpunkt der Behandlung liegt hierbei auf psychoth. Maßnahmen. Ziele der psychoth. Behandlung sind: (1) Psychoedukation bzgl. der Abhängigkeitserkrankung, (2) Erarbeitung der indiv. Therapieziele, (3) Überprüfung der indiv. Abstinenzbereitschaft, (4) Training im Umgang mit Hochrisikosituationen, (5) Rückfallprophylaxe und Umgang mit Rückfällen. In der medikamentösen Rückfallprophylaxe der Kokainabhängigkeit wurden Antidepressiva (z. B. Trizyklika, SSRIs), dopaminerg wirksame Substanzen (z. B. Amantadin, Methylphenidat), Disulfiram und GABAerg (GABA) wirksame Pharmaka (z. B. Valproat, Topiramat) untersucht. Nach systematischen Cochrane-Metaanalysen kann für keine der Substanzgruppen eine generelle Behandlungsempfehlung ausgegeben werden. Disulfiram stellt laut Studienlage allerdings eine sinnvolle Behandlungsoption dar.

Referenzen und vertiefende Literatur

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