kollegiale (Fall-)Beratung
[engl. collegial counselling], [PÄD], ist eine wechselseitige Gruppenreflexion (Reflexion, kognitionspsychologisch) ohne formale Leitung. Sie zielt auf die berufsbegleitende Bearbeitung von Problemen aus der täglichen Lehrertätigkeit ab und basiert darauf, dass jeder Teilnehmer sein Fachwissen, seine Erfahrungen und Kompetenzen einbringt, wodurch synergetische Effekte i. S. sich wechselweise durchdringender Lehr-Lern-Prozesse entstehen. Durch die Tatsache, dass es keine direkte Leitung wie bspw. in der Supervision gibt und die Teilnehmer sich auf Augenhöhe begegnen, wird ein Experimentieren mit unterschiedlichen Denk- und Verhaltensmustern ermöglicht, die durch die Unterschiedlichkeit der Teilnehmenden in solch einer Runde gewährleistet wird. Kollegiale (Fall-)Beratung schafft darüber hinaus Entlastung und leitet einen Austausch an, der wiederum die Selbstreflexion fördert. Versch. Interaktions- und Interpretationsmuster können durchdacht werden. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Schaffung eines Bewusstseins für die eigenen Stärken, Schwächen und Ressourcen, was zur Entwicklung neuer Handlungsperspektiven führt. Kollegiale (Fall-)Beratung dient so auch der Profilierung und Professionalisierung der Lehrerpersönlichkeit (Lehrerprofessionalisierung). Beim Ablauf der kollegialen (Fall-)Beratung kann man, in Anlehnung an das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung in Hamburg, neun Schritte unterscheiden: (1) Klärung der zeitlichen u. ä. Rahmenbedingungen, (2) Schilderung des Falls durch den Fallgeber, (3) Beantwortung von Verständnisfragen zum Fall, (4) Schilderung von Gefühlen zu dem Fall, (5) Perspektivenwechsel (Einnehmen der Perspektiven (Perspektivenübernahme) der am Fall beteiligten Personen), (6) Rückmeldung durch den Fallgeber, (7) Formulierung der Beratungsfrage, (8) Sammlung von Lösungsideen und erste Schritten der Umsetzung, (9) Sharing/Rückmeldung der Teilnehmer.