Komorbidität
[engl. comorbidity; lat. com zus., morbus Krankheit], [KLI], syn. Begleiterkrankung; ist das gemeinsame Auftreten versch. psych. Erkrankungen bei einer Person in einen best. Zeitraum, also z. B. das gleichzeitige Leiden an einer Angststörung und einer depressiven Störung. Wenn eine psych. Störung gemeinsam mit einer körperlichen Erkrankung auftritt (z. B. eine Angststörung mit Diabetes), wird von Multimorbidität gesprochen. Der Begriff Komorbidität verweist in seiner Herkunft auf med. Krankheitsvorstellungen (Krankheitsmodelle), die davon ausgehen, dass es sich auch bei psych. Störungen um kategorial unterscheidbare Phänomene handelt, die voneinander unabhängig und klar abgrenzbar sind und die jew. für sich ein eigenständiges Entstehungs- und Verlaufsprofil haben (Krankheitsmodell psych. Störungen). Mit dem Begriff Komorbidität wird versucht, das unerwartet häufige gemeinsame Auftreten von psych. Störungen zu beschreiben: Wird ein Zeitraum von 12 Monaten zugrunde gelegt, treten Zwei- und Mehrfachdiagnosen bei psych. Störungen insges. etwa in 40 bis 50 % der Fälle auf. Bes. hohe Komorbidität weisen bei Erwachsenen Angststörungen, affektive Störungen (versch. Formen der Depression), Substanzabhängigkeiten, somatoforme Störungen und Essstörungen auf. Bei Kindern und Jugendlichen ist die Komorbidität ebenfalls sehr ausgeprägt, bspw. sind Mehrfachdiagnosen bei aggressiv-oppositionellen Verhaltensstörungen deutlich häufiger als die Einzeldiagnose. Das Ausmaß der Komorbidität variiert mit der Länge des Beobachtungszeitraums, von schwierigen persönlichen Lebensumständen, dem Geschlecht (bei Frauen höher), niedrigem Gesundheitszustand und dem Schweregrad der psych. Beeinträchtigung (je mehr Diagnosen, umso größere Beeinträchtigung und umso ungünstigere Prognose). Da die Komorbidität bei psych. Störungen eher die Regel als die Ausnahme ist, erscheint fraglich, ob sich psych. Störungen genauso wie körperliche Erkrankungen eindeutig kategorial unterscheiden lassen oder ob die Übergänge zw. versch. psych. Störungen eher fließend sind.