Komponenten-Prozess-Modell der Emotion

 

[engl. component process model of emotions], [EM], während sich klass. Emotionstheorien vorwiegend auf eine Analyse der Emotionsreaktion (Ausdruck, Physiologie, Handlungstendenz oder Gefühlskomponente; Emotionen) beschränken, spezifizieren Appraisal- (Einschätzungs-)Theorien (Ellsworth & Scherer, 2003) Kriterien oder Dimensionen, die dem emotionskonstituierenden Prozess (und damit auch der Emotionsreaktion) zugrunde liegen.

Das Komponenten-Prozess-Modell der Emotion (Brosch & Scherer, 2009) beschreibt diesen Prozess anhand versch. Stimulus Evaluation Checks (SECs), die die versch. Informationsklassen beinhalten, die ein Organismus benötigt, um adaptiv auf ein salientes Ereignis reagieren zu können. Es handelt sich dabei um: (1) Relevanz: Wie unmittelbar relevant ist dieses Ereignis für mich? Könnte es für mich oder meine soziale Referenzgruppe wichtige Konsequenzen haben? (2) Implikationen: Was sind die konkreten Implikationen oder Konsequenzen dieses Ereignisses, wie beeinflussen sie mein Wohlbefinden und meine unmittelbaren oder langfristigen Ziele? (3) Bewältigungspotenzial: Wie gut kann ich diese Konsequenzen bewältigen oder mich ihnen anpassen? (4) Normative Signifikanz: Wie wichtig ist dieses Ereignis in Bezug auf mein Selbstkonzept und soziale Normen und Werte?

Die Ergebnisse der SECs sind subj. und basieren auf indiv. Inferenzen, die nicht unbedingt mit den obj. Charakteristika einer gegebenen Situation übereinstimmen müssen. Indiv., kult. und situationelle Differenzen können einen Einfluss auf das Appraisal-Ergebnis ausüben. Dies erklärt, warum unterschiedliche Personen auf identische Ereignisse (und die gleiche Person auf ähnliche Ereignisse zu unterschiedlichen Zeitpunkten) mit unterschiedlichen Emotionen reagieren können. Der Appraisalprozess setzt die Interaktion multipler kogn. Funktionen auf unterschiedlichen Komplexitätsebenen voraus, wie z. B. den Vergleich von Stimuluseigenschaften mit gespeicherten Schemata, Gedächtnisrepräsentationen und Selbstkonzept, sowie komplexe Problemlösungsfähigkeiten zur Einschätzung von Wahrscheinlichkeiten und Bewältigungspotenzial.

Referenzen und vertiefende Literatur

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