Kompromisseffekt
[engl. compromise effect; lat. compromittere sich gegenseitig versprechen, einen Schiedsspruch anerkennen], [KOG, WIR], ein Entscheidungsphänomen, das in der verhaltensorientierten Entscheidungsforschung (Entscheiden, Entscheidungstheorie) beschrieben wird, meist in einfachen Entscheidungssituationen mit wenigen Alternativen. Der Kompromisseffekt zeigt sich, wenn man einem Ausgangsset mit zwei Optionen (A und B in Abb.), in denen keine der Optionen dominiert, eine dritte Option hinzufügt (C oder D), sodass eine der Ausgangsoptionen zum Kompromiss wird, d. h., die Ausprägungen der Attribute zw. denjenigen der anderen Optionen liegen. Diejenige Option, die den Kompromiss hinsichtlich der verfügbaren Attribute (Eigenschaften) darstellt, wird im Vergleich zum Ausgangsset häufiger gewählt. In Abhängigkeit der Ausprägungen der dritten Option kann so die Wahlhäufigkeit von A oder B gesteigert werden. Fügt man in der Abb. dem Optionsset A und B die Alternative C hinzu, wird A zum Kompromiss und sollte, im Vergleich zur Wahlhäufigkeit im Ausgangsset häufiger gewählt werden. Fügt man D hinzu, sollte B im Vergleich zum Ausgangsset häufiger gewählt werden. Da normative Entscheidungsmodelle postulieren, dass die Wahlhäufigkeit einer Option durch Hinzufügen einer weiteren nicht steigen sollte, ist der Kompromisseffekt ein Bsp. für irrationales Entscheiden. Er zeigt, dass Entscheidungen nicht nur vom Nutzen einer Option an sich, sondern auch vom Kontext, d. h. dem Vergleich mit anderen Optionen, abhängen. Erklärungen basieren meist auf den unterschiedlichen Vergleichsmöglichkeiten, die durch eine weitere Alternative entstehen und so relative Gewinne und Verluste im Vergleich der Optionen untereinander verändern. Der Effekt wird u. a. im Online-Handel eingesetzt, bspw. wenn bei Abonnementmodellen oder Versicherungsleistungen oft drei Produktvarianten angeboten werden. Asymmetrisch dominanter Effekt, Kaufentscheidungen, Rationalität von.
