Kontexteffekte
[engl. context effects; lat. contextus verflochten], [FSE], bei der Mehrebenenanalyse spricht man von Kontexteffekten, wenn eine Prädiktorvariable auf Individual- und Gruppenebene in unterschiedlichem Zusammenhang mit einer Kriteriumsvariable steht. Angenommen, der Zusammenhang zw. Einkommen und Selbstwertgefühl wird untersucht: Eine Person hat ein in Bezug auf die Gesamtbevölkerung überdurchschnittliches Einkommen, lebt jedoch in einem wohlsituierten Umfeld, sodass ihr Einkommen in Referenz zu Mitgliedern ihres Wohngebietes lediglich unterdurchschnittlich ausgeprägt ist. Bestimmt man den Mittelwert des durchschnittlichen Einkommens innerhalb des Wohngebietes und verwendet diesen als Ebene-2-Prädiktor in einer Mehrebenenanalyse, so ergäbe sich ggf. ein pos. Wert bei Vorhersage des Selbstbewusstseins durch das Einkommen auf Gruppenebene: Personen, die in besser situierten Wohngebieten wohnen, hätten demnach ein höheres Selbstwertgefühl. Auf Individualebene könnte jedoch ein neg. Effekt vorliegen. Da eine neg. Abweichung zum direkten sozialen Umfeld vorliegt (Group-Mean-Zentrierung), könnte sich für dieselbe Person ein negativer Wert bei Vorhersage des Selbstwertgefühls auf Individualebene ergeben: Die negative Abweichung vom Einkommen des direkten sozialen Umfeldes würde dann mit einem verringerten Selbstwertgefühl korrespondieren. Die Mehrebenenanalyse erlaubt die simultane Modellierung derselben Variablen auf Individual- und Gruppenebene, sodass Kontexteffekte empirisch bestimmt werden können.