Kortex, präfrontaler

 

[engl. prefrontal cortex; lat. prae vor, frons Stirn], [BIO], der Teil des Frontallappens, der sich rostral des prämotorischen Kortex bis zum anterioren Pol des Gehirns erstreckt. Dies entspricht den Brodmann-Arealen 8, 9, 10, 44, 45, 46 und 47. Weiterhin unterteilt man den präfrontalen Kortex topografisch in ventrolaterale, dorsolaterale, frontopolare und orbitofrontale Anteile, den frontomedialen präfrontalen Kortex, das frontale Augenfeld und das Broca-Areal. Der präfrontale Kortex gehört zum Neokortex, dem jüngsten und nur bei Säugetieren vorzufindenden Teil des Gehirns. Gegenüber anderen neokortikalen Regionen grenzt sich der präfrontale Kortex durch einige Besonderheiten ab. Diese liegen u. a. im Bereich der Zytoarchitektonik, Chemoarchitektur und der ontogenetischen Entwicklung (Ontogenese; hier gekennzeichnet durch eine spät vollendete Myelinisierung). Weder anatomisch noch funktionell ist der präfrontale Kortex homogen. Die afferenten (Afferenz) und efferenten (Efferenz) Verbindungen des präfrontalen Kortex sind weitreichend und umfassen fast den gesamten Kortex, den Thalamus sowie viele weitere subkortikale Strukturen. Der präfrontale Kortex ist maßgeblich an der Top-Down-Verarbeitung beteiligt, also an höheren kogn. Prozessen (Kognition), die durch interne Zustände wie spezif. Zielsetzungen angetrieben werden (i. Ggs. zur reizgesteuerten Verarbeitung). Viele zentrale psych. Funktionen werden vom präfrontalen Kortex moduliert. Es wird diskutiert, ob diese Funktionen direkt im präfrontalen Kortex lokalisiert sind oder ob der präfrontale Kortex hauptsächlich eine übergeordnete Kontroll- und Verarbeitungsfunktion übernimmt. Zu den vom präfrontalen Kortex modulierten Funktionen gehören u. a. selektive Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, Planung (Planen), Impulskontrolle, Emotionsregulation, Aufmerksamkeitssteuerung (Supervisory Attentional System (SAS)) und Selbstkorrekturprozesse. Personen mit Läsionen des präfrontalen Kortex zeigen sich in diversen kogn. Aufgaben beeinträchtigt, u. a. dem Stroop-Test (Stroop-Verfahren, Farbe-Wort-Interferenztest (FWIT)) und dem Wisconsin Card Sorting Test (WCST) (Miller & Cohen, 2001). Generell führen Läsionen des präfrontalen Kortex zu gravierenden Persönlichkeitsveränderungen (Persönlichkeit) und kogn. Verlangsamung.

Referenzen und vertiefende Literatur

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