Kovariationsmodell
[engl. covariation model; lat. co- zusammen, variare verändern], [KOG, SOZ], innerhalb der Attributionsforschung (Kausalattribution) ist neben der naiven Handlungsanalyse von Heider (1958) und der Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerungen von Jones & Davis (1965) das Kovariationsmodell von Kelley (1967, 1972, 1973) das mit Abstand am häufigten verwendete und empirisch gestützte Modell (Försterling, 2001, Parkinson, 2007). Die Grundüberlegung folgt einer Strategie, wonach «ein Effekt derjenigen möglichen Ursache attribuiert [wird], mit der er über die Zeit hinweg kovariiert» (Kelley, 1973, 108). Bei dieser Zuschreibung werden also die Gründe für ein Verhalten demjenigen Faktor zugeschrieben, der am engsten mit diesem Verhalten kovariiert. Zur Identifikation der Informationsquelle werden drei Arten von Informationen ausgewertet: (1) Konsistenzinformationen (Wie hoch ist das Ausmaß an zeitlicher Stabilität des Verhaltens oder wie oft wurde das Verhalten einer einzelnen Person in ein und derselben Situation beobachtet?) Wird dieses Verhalten von einer Person nur sehr selten gezeigt, ist die Konsistenz gering, wird es fast immer gezeigt, ist sie hoch. (2) Distinktheitsinformationen (Wird das Verhalten nur unter einer best. Bedingung oder in einer best. Situation gezeigt (hohe Distinktheit) oder in unterschiedlichen Situationen (geringe Distinktheit)). (3) Konsensusinformation (Reagieren alle oder sehr viele Personen (hoher Konsensus) oder aber nur eine einzige Person (geringer Konsensus)?).
Schwieriger wird das Problem, wenn nur eine einzige Beobachtung zur Verfügung steht. Dann werden nach Kelley zwei sog. Konfigurationsprinzipien eingesetzt: das Abwertungsprinzip (discounting principle), wonach «die Rolle einer best. Ursache für das Auftreten eines best. Effektes abgewertet wird, wenn andere mögliche Ursachen ebenfalls vorhanden sind» (Kelley, 1973, 113), und das Aufwertungsprinzip (augmenation principle): «Wenn für einen best. Effekt sowohl eine plausible hemmende und eine plausible förderliche Ursache vorliegen, dann wird die Rolle der förderlichen Ursache für das Auftreten des Effektes größer bewertet als für den Fall, wo sie alleine als plausible Ursache für den Effekt vorhanden wär» (Kelley, 1972b, 12). Inzw. gibt es vielfältige Ergänzungen und Modifikationen des Kovariationsmodells (Försterling, 2001, Parkinson, 2007).