Krankheit
[engl. illness, disease], syn. Nosos, Pathos, Morbus, [GES, KLI], die Gesundheit eines Menschen wird infrage gestellt, wenn best. körperliche oder seelische Vorgänge und Zustände seine Handlungs- und Entscheidungsfreiheit beeinträchtigen. Während weitgehend Einigkeit darüber besteht, dass sich körperliche Krankheiten mit anatomischen, physiol. oder biochemischen Begriffen beschreiben lassen, begegnet man in der Psychopathologie sehr unterschiedlichen Krankheitskonzepten. Unter dem med. Modell (Krankheitsmodelle) versteht man die Auffassung, dass best. normdeviante Erlebens- und Verhaltensweisen in Analogie zu körperlichen Krankheiten als psych. Krankheiten betrachtet werden, falls sich die festgestellten Normabweichungen auf somatische Störungen zurückführen lassen oder in Begriffen von biol. Parametern erfassbar sind. Die Anwendung des med. Krankheitsbegriffs auf psychische Störungen stößt allerdings def.gemäß dort auf seine Grenzen, wo weder Veränderungen des biol. Substrats nachweisbar sind, noch Hinweise vorliegen, die eine entspr. Beiordnung rechtfertigen würden. Davon sind z. B. alle Erlebens- und Verhaltensstörungen betroffen, die nach lerntheoretischen Vorstellungen entweder (1) auf eine Fehlkonditionierung (Konditionierung) zurückzuführen sind (wie z. B. phobische Ängste, Phobie) oder (2) durch ein Ausbleiben von Konditionierungsprozessen zustande kommen (wie bspw. Defizite des Sozialverhaltens). Vertreter sozialwiss. orientierter Krankheitsvorstellungen haben darauf hingewiesen, dass bei der Anwendung des med. Krankheitsbegriffs in der Psychopathologie häufig die soziale Dimension vernachlässigt wird. Dadurch werde dem Umstand, dass Normdevianzen im Bereich des Erlebens und Verhaltens («residuale Abweichungen») erst innerhalb eines soziokult. Bezugssystems als Störungen mit Krankheitswert eingestuft werden, zu wenig Beachtung geschenkt. Der sozialwiss. Kritik am med. Modell kommt das Verdienst zu, den Blickwinkel für soziale Einflussgrößen geöffnet und zur Etablierung des bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells beigetragen zu haben. Jeder Mensch entwickelt im Verlauf seiner Sozialisation best. Einstellungen und Erwartungshaltungen (Gesundheitserwartung), die als Bezugsrahmen für Normalitätsbeurteilungen fungieren. Berner (1982) spricht in diesem Zus.hang von der subj. Betrachternorm, auf deren Grundlage der Einzelne entscheidet, ob in der Selbstbeobachtung wahrgenommene Beeinträchtigungen des körperlichen, seelischen oder sozialen Wohlbefindens ggf. als Krankheitssymptome bzw. Krankheitszeichen interpretiert werden können. Ätiologie.