kulturelle Wertorientierungen
[engl. cultural value orientation], [SOZ], entwickeln sich als Antworten einer Gesellschaft auf grundlegende Anforderungen der Umwelt. Sie regulieren als geteiltes Wissen einer Gruppe oder Gesellschaft das Handeln ihrer Mitglieder. Sie haben eine hohe integrative Kraft und sind stabil in ihrer Ausprägung über längere Zeit hinweg. Der Psychologe Shalom Schwartz hat ein theoretisches Modell vorgelegt und empirisch überprüft, mit dem Kulturen anhand von drei Ggs.paaren beschrieben und verglichen werden können: (1) Inwieweit erleben sich Menschen als autonom oder eingebettet in ihren Gruppen? Die Autonomie kann weiter differenziert werden in eine intellektuelle (z. B. Kreativität) und eine affektive Form (z. B. Hedonismus). (2) Wie kann ein Gemeinwesen aufrechterhalten und die Beziehungen untereinander geregelt werden? Hier wird unterschieden zw. den Idealtypen Egalitarismus (Menschen sind gleichgestellt) und Hierarchie (jeder gesellschaftlichen Ordnung wohnt eine «natürliche» Hierarchie inne). (3) Wie gestalten Gesellschaften die Beziehung zw. sich und der sozialen und naturgegebenen Umwelt? Hier werden die Pole Harmonie (im Einklang mit den Gegebenheiten der Umwelt leben) und Kontrolle (Planung, Management und Kontrolle der Gegebenheiten der Umwelt) unterschieden. Im Ggs. zu anderen Kulturdimensionsmodellen, z. B. Hofstede, versteht Schwartz die kulturelle Wertorientierung nicht als unabhängige Dimensionen, sondern als Bestandteile eines integrierten interdependenten Systems. Entlang der sieben interdependenten kulturellen Wertorientierungen konnte Schwartz aus den untersuchten 76 Nationalkulturen sieben transnationale Cluster bilden: Westeuropa, Englisch sprechende Länder, Lateinamerika, Osteuropa, Südasien, konfuzianische Länder, Afrika und Mittlerer Osten. Kulturvergleichende Psychologie.